Halbzeit Januar

Die Aufgaben der Kinder kommen an und sind schaffbar, das ist sehr viel besser als im Frühjahr. Man kann, wenn man ein gutes Zeitfenster erwischt, die Hausaufgaben auf der Lernplattform finden und bearbeitete Sachen abschicken. Das Julikind macht ein Fach pro Tag. Sonst verlieren wir den Überblick. Eine Lehrkraft droht mit einem Hausaufgabenstrich, sollten die Aufgaben nicht fristgerecht eingereicht werden. Wie niedlich.

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Das Märzkind hat Unterricht in der Schule. Es fährt kein richtiger Bus, sondern ein kleiner weißer Sprinter. Drei Leute sind sie nur, auf der ganzen Strecke. Der Busfahrer steigt jedesmal aus und öffnet die Tür, wenn jemand ein oder aussteigt. Das ist seltsam. Die Tür würde sie ja nun wirklich selber auf und zu bekommen, sagt das Märzkind, da muss der doch nicht jedesmal raus in den Schnee. Vielleicht gibt es irgendwelche Bestimmungen, überlegen wir. Aber sie könnte das dem Busfahrer ja mal vorschlagen, sage ich.

Das Märzkind wird mittags jetzt direkt an unserer Einfahrt rausgelassen. Gefühlter VIP-Service.

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Die Klasse wurde geteilt, nach Sozialkontakten. Es sitzen also nicht genau gleich viele in den beiden Gruppen, sondern die, die sich nachmittags auch treffen würden, wenn man sich denn treffen dürfte. Da hat sich die Klassenlehrerin schon was bei gedacht.

In Französisch sind sie 13 Leute. 10 aus der eigenen und 3 aus der Paralellklasse. Sie bekommen einen größeren Raum zugeteilt. Sie halten die Abstände und öffnen die Fenster, im Januar.

Man fragt sich folgendes: Wenn ein größerer Klassenraum für diese 13 Leute aus drei verschiedenen Lerngruppen kein Problem ist, warum kann dann nicht die normale Klasse mit 18 Leuten, denn mehr sind sie nicht, in einem noch größeren Raum gemeinsam zeitgleich unterrichtet werden? Die Sporthalle ist nur 50 Meter weiter und ganztägig ungenutzt. Auch die Cafetria hat nicht geöffnet. Aber man will natürlich keine Umstände machen, war nur so ein Gedanke.

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Ich bin keine Lehrerin, wollte nie eine sein. Ich weiß das meiste selber nicht, das, was ich weiß, kann ich nicht erklären und außerdem habe ich mindestens genauso wenig Lust wie das Kind. Nicht das wir uns falsch verstehen. Ich verbringe gern Zeit mit den Blagen. Wir würden nur lieber den aktuellen Agregatzustand des Wassers praktisch nutzen und Schlitten fahren gehen, als hier am Tisch, das ganze Zeug… mimimi…

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Erste Fragen kommen, wie wir uns das denn mit der Konfirmation vorstellen, dieses Jahr. Der Saal, das Essen, es ist doch alles bestellt, sage ich. Klamotten für das Maikind würden wir sowieso erst zwei Wochen vorher kaufen, die sollen ja passen. Ob ich ehrlich glaube, dass man im Mai mit allen feiern könne, ganz normal, hakt meine Gesprächspartnerin nach.

Nein. Aber wenn, dann ist alles schon bestellt.

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Ob ich mich denn impfen lassen wollen würde, werde ich gefragt. Ja, sicher. Ich bin generell daran interessiert, tödliche Krankheiten nicht zu bekommen. Ich schnalle mich auch an, im Auto, esse nach Möglichkeit nichts giftiges, halte mich an Baderegeln…

Spaßeshalber gebe ich meine Daten mal in den Impfterminrechner ein. Zwischen dem 06.08.2021 und dem 22.02.22 bin ich dran. Ok, da hab ich Zeit. Aber, wenn die Pandemie dann schon rum ist, will ich auch nicht mehr.

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Samstag morgen läuten die Glocken morgens um acht. Der erste Coronatote, den ich kenne. Irgendwas erwischt dich, es ist noch garnicht lange her, dass wir uns darüber unterhalten haben, und es ist wohl auch fast so gelaufen, wie er sich das gewünscht hatte. Leid tut es mir trotzdem, denn ich konnte ihn wirklich gut leiden, denen ihren Oppa.

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