Am Samstag ist herrliches Wetter zum Wäsche trocknen. 4 Maschinen voll trocknen draußen und werden direkt auf dem Gartentisch zusammengelegt, danach Bügelwäsche und Sockenmemory und alles in die Schränke verteilen. Die anderen hauswirtschaften alle im Haus, es ist wieder viel liegen geblieben, diese Woche.
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Abends sind wir alle eingeladen. Der Opa feiert seinen Geburtstag auf dem Hof. Es hat was von Außengastronomie, wir verteilen uns an mehrere Tische. Die, die systemrelevant arbeitenden versuchen, Abstand zu den vorerkrankten Omas zu halten.
Das ist aber nicht so leicht, de Omma will auf den Friedhof, Schitt ruppen (zwecks Grabpflege). Es zieht sich schon durch die ganze Woche. Der Vatta hat abgewiegelt, also ist jetzt meine Schwester an der Reihe. De Omma rutscht mit ihrem Stuhl so dicht ran, wie es geht und fragt, wann es ihr denn passt?
Das geht leider im Moment nicht, weil, man darf nur in einem Auto fahren, wenn man auch zusammen wohnt, sagt meine Schwester und zieht ihren Stuhl dabei bis zum Zaun. Ach, das glaubt de Omma aber nicht. Doch, doch sagt der Liebste, vielleicht würde es gehen, wenn sie bereit wäre im Kofferraum zu sitzen, scherzt er. Damit ist das Thema vorerst vom Tisch.
Kurz bevor de Omma nach Hause geht, setzt sie sich neben den Vatta und sagt, er muss sie auf den Friedhof fahren, morgen. Der Vatta murmelt. Das Märzkind bekommt es mit und weist ihren Opa darauf hin, dass morgen Muttertag ist, da wird er seiner Mutter doch wohl nix abschlagen. Der Vatta murmelt, das Märzkind grinst, ich auch.
De Omma ist zufrieden. „Ihr stellt euch aber auch alle an. Wegen so einem Virus. Den gibt es vielleicht im Ausland, aufs Dorf kommt der nicht.“
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Sonntag morgen erhalte ich eine mail der lange verschollenen Englischlehrerin. Auf ihrem Schreibtisch stapeln sich die Mappen mittlerweile. Sie bittet darum, keine weiteren mehr abzugeben. Sie habe so viel zu korrigieren, es wird daher eine Weile dauern, dafür haben wir ja sicher Verständnis, und, wenn da jetzt noch mehr Mappen kämen, wäre das für den Ablauf hinderlich, die lassen sich nicht so komfortabel stapeln.
Nun, sie hatte vor den Osterferien eine Mappe in Auftrag gegeben. Seit letzter Woche gibt es die Möglichkeit zur Abgabe, die haben anscheind einige genutzt. Selbstverständlich habe ich Verständnis dafür, und entnehme die Blätter aus der Mappe, die ich extra auf dem Dachboden gesucht hatte, aus dem vom Maikind sorgfältig beschrifteten Register und tackere sie zusammen. Allerdings tackere ich auch einen Zettel mit an, auf dem ich handschriftlich mitteile, wie viel Verständnis ich genau habe.
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Och, wo ich gerade eh dabei bin, schreibe ich noch eine Mail an die Deutschlehrerin. Leider weiß ich nicht ob, und wie sie bearbeitete Aufträge entgegen nehmen will, ich schicke ihr Fotos und teile mit, dass ich die Originale in der Schule abgeben werde. Es wird allerdings schwierig, das Kind zu weiteren Aufgaben zu motivieren, da ja seit Wochen gar keine Reaktion komme, füge ich hinzu.
Eine viertel Stunde später klingelt das Telefon. Die Deutschlehrerin. Sie habe sich schon gewundert, dass von uns nichts kam und hätte heute sowieso mal angerufen. Ob ich denn nicht in der Whatsapp Gruppe von Frau Kowallik sei? Nein, ich kenne gar keine Frau Kowallik. Aber, da leite sie doch die Arbeitsaufträge drüber weiter. Die Frau Kowallik habe gesagt, es wären alle da. Ich nicht. Vermutlich weiß Frau Kowallik nicht, dass ich existiere, und konnte mein Fehlen nicht bemerken. Naja, nun ist es eben so. Wir sind uns einig, dass es im Moment an vielen Stellen nicht optimal läuft obwohl sich wirklich viele Leute viel Mühe geben. Es ist eigentlich ein nettes Gespräch. Ich hab eine Rückmeldung und sie kann jemanden von der Liste der unerreichbaren streichen.
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Ein Lesetagebuch wurde soeben beendet. Unter anderem musste jedes der 28 Kapitel kurz zusammengefasst werden. Die letzte Seite ist nicht mehr zu finden. Ich suche konzentriert nach der Datei und bemerke das Drama erst, als es schon ein Schluchzen ist. “ Das ist nicht weg“, versuche ich zu beruhigen, es nützt nur nicht viel. Ein Buch, das eigentlich sogar gern gelesen wurde, endet kurz vorm Nervenzusammenbruch. Lesetagebücher sind wie Dementoren.
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Montag morgen holen wir einen Stapel Kopien in der Grundschule ab, hauptsächlich um mal zu schauen, wie es da denn aussieht. Der Gruppentisch wurde entfernt, die anderen Tische verteilt. An jedem Tisch ein Namensschild und das Unterrichtsmaterial steht auf dem Platz, der frei sein wird. Die Lehrerin begrüßt mit Maske und erklärt kurz, wie es dann Montag laufen wird.
Es sieht nicht so aus, wie sie gedacht hätte, sagt das Julikind, dann freut sie sich doch.
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In der anderen Schule lasse ich mir die Abgabe der Englischaufgaben im Sekretariat quittieren. Alle anderen Stapel legen wir einfach in den jeweiligen Bereich ab. Obwohl das Maikind und ich aufmerksam und mehrmals gucken, finden wir keinen Arbeitsauftrag zum Thema Indianer, den die Deutschlehrerin hier ablegen wollte. Dann. Eben. Nicht. Fertig.
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Als wir das Gebäude verlassen weht uns ein kalter Wind Schneegrisel ins Gesicht. Was soll das denn? Wir haben doch vorgestern noch abends um neun im T shirt draussen gesessen?
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Hausaufgaben, Hausaufgaben, Hausaufgaben, Hausaufgaben, aufräumen, kochen, aufräumen, Hausaufgaben
Mal eine halbe Stunde, in der ich nichts soll und mich niemand anspricht, das wäre schön.
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Dienstag morgen kommt der neue Stundenplan für die vierten Klassen. Montags 1.-4. Stunde Unterricht, dienstags Heimarbeit, mittwochs 1.-4. Stunde Unterricht, donnerstags Heimarbeit, freitags online Unterricht, zwei Schulstunden. Beide Klassengruppen werden vom gleichen Lehrerteam unterrichtet. Ich verstehe jede einzelne Überlegung, die dahinter steht. Es ist wirklich die bestmögliche Lösung für alle.
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Natürlich bin ich bereit, den Bildungsauftrag in Heimarbeit zu übernehmen. Es handelt sich dabei um qualitativ hochwertige, systemrelevante care-Arbeit, die ich in diesem Umfang natürlich nicht ehrenamtlich leisten kann. Dafür hat der Steuerzahler sicher Verständnis.
In diesem Sinne: Seid frech und wild und wunderbar!