Frühling, echt jetzt KW19 / 2023

Ich sitze mit einer Mutterkollegin am Esstisch. Wir plaudern. Die Zehntklässler sollten ursprünglich frei haben, an den Tagen zwischen den schriftlichen Abschlussprüfungen. Dann sind Stunden ausgefallen. Einige. Man entschloss sich, an den Tagen vor den Prüfungen jeweils vier Stunden in dem betreffenden Fach zu unterrichten. In Englisch wurde neulich eine Probearbeit geschrieben, Durchschnittsnote zweikommavier. Ein hervorragendes Ergebnis, mit dem, wenn man ehrlich sein will, so niemand gerechnet hatte. Der Mathelehrer geht in Elternzeit. Die Deutschlehrerin hat nach eigenen Angaben noch nie eine entspanntere Abschlussklasse erlebt als diese. Lange Rede kurzer Sinn, die Schultage zwischen den Prüfungstagen werden unterrichtsfrei sein. Macht das was, mit uns, als Erziehungsberechtigten? Möchten wir in irgendeiner Art emotional reagieren? Nö.

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Wer Aufwand und Kosequenzen der Organisation einer Abschlussfeier als „private Feier“ ermessen kann, lässt die Finger davon. Irgendwem scheint dieses Event aber am Herzen zu liegen. Es gab eine Einladung per Zettel, anschließend schlecht kommuniziertes Chaos. Wenn wir für diesen Abend 200 Euro ausgeben, könnten wir ihn vielleicht auch irgendwo feiern, wo es Personal gibt und wir nichts zu essen mitbringen brauchen. Nur so ein Gedanke.

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Der Liebste und ich sitzen auf der Treppe, trinken Kaffee und überlegen, wo wir denn mit dem Hund gehen, gleich. Man könnte, verrückte Idee, direkt von hier auf diesem Premium-Wanderweg bis irgendwo hin und Märzkind sammelt uns ein. Ein Blick an den Himmel, ich würde mir wohl eine Regenjacke mitnehmen wollen und wenn wir jetzt, wie so Touristen…vielleicht auch was zu trinken…wir brauchen also einen Rucksack. Der Hund freut sich, als er merkt, dass das hier eine andere Runde wird.

Es wurde Holz gemacht im Tal. Wir staksen durch matschige Harvesterspuren und klettern über liegen gebliebene Reste. Wenn Landwirte eine Straße so hinterlassen, würde am gleichen Tag jemand auf der Stadt anrufen. Andererseits hält diese Art der Weggestaltung natürlich auch die E-biker fern. Zumindest die, die eigentlich nicht fahren und nicht bremsen können, vielleicht ist es gewollt, man weiß es nicht. Der Liebste hebt einen großen flachen Stein auf und wirft ihn mit geschmeidiger Eleganz in die Mitte eines Matschloches hinter uns. Premiumstatus des Wanderweges wieder hergestellt.

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Da landet eine Geschichte bei uns am Esstisch… meine Güte… man weiß nicht, was man sagen soll, der Liebste und ich tauschen Blicke, das Vertrauen ehrt uns, aber – wir werden da wohl selber jemanden anrufen müssen. Auf Ratlosigkeit folgt nahtlos ein Gefühl der Dankbarkeit. Wir sind garnicht die einzigen, die völlig zerrupft aus dieser Lockdown-Homeschooling-Sache rausgekommen sind. Wir haben es anscheind nur früher bemerkt und genaugenommen hatten wir vergleichsweise kein Problem.

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Plötzlicher Beginn der Heuschnupfen-Saison, aber so richtig.

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Die Triathleten reisen durch Schottland. Per Statusmeldung bekommen wir täglich Urlaubsfotos. Da sind auffallend viele Holzstatuen zu sehen. Die gewitzte Schnitzerin bei Merida – das ist lustig. War es ja sowieso, aber jetzt versteh ichs, nur wenige Jahre nachdem wir den Film gesehen haben. Märzkind fragt, was ich denn dachte, bisher? Ja, nix.

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Vatta hatte Geburtstag. Frikadellen in Brötchen um 18 Uhr, lautete die Einladung. Im weiteren Verlauf des Abends kam bester Cognac auf den Tisch. Eine gelungene Veranstaltung, da sind wir uns alle einig, auf dem Weg nach Hause.

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Märzkind wird beim Abendessen vermisst. Die ist unterwegs in Sachen Brauchtumspflege, ob sie denn die Trommel eben nicht gehört habe, frage ich das Julikind. Nee, hat sie nicht, sie dachte, das sei nächste Woche, grummelgrummel. Ist es auch. Heute war erster Ausmarsch des Burschenvereins, die betrinken sich jetzt schon mal ein bisschen, dann schießen sie auf irgendwas und wer gewinnt trägt nächste Woche im Festzug eine Fahne, oder so, glaube ich. Ach so.

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Ich: „ooohh, guck, der Raps blüht ja schon richtig!“

Er: „wann warst du denn das letzte Mal draußen?“

Äh? Das ist tatsächlich schon eine Woche her, oder so. Deutschlandticket ist ja in der Theorie eine schöne Idee, aber die AS-Taxis sind immer voll. Damit ist das bisschen öffentlicher Nahverkehr, das bis dahin fährt, wo wir wohnen quasi zusammengebrochen. Zum Glück kann Märzkind jetzt selber fahren – nur – dann hab ich halt kein Auto. Diese Woche wird ein neues Level freigeschaltet: das Auto des Liebsten muss in die Werkstatt, er ist dran, bei der Fahrgemeinschaft und Märzkind hat Prüfungen an den Tagen an denen die Buslinie bestreikt werden wird. Wer muss denn wann wohin mit vielen Leuten, und was ist eigentlich noch im Kühlschrank? Denksportaufgaben.

KW 15-18 2023, Bemerknisse

Da hatte ich neulich noch gedacht, vielleicht ist das Thermometer auch einfach einfach kaputt, weil es morgens immer 8 Grad anzeigt, wenn ich mit dem Hund raus will. Aber es funktioniert anscheind noch. 3 Grad heute, dafür blauer Himmel. Wenn man genau hinsieht kann man den Frühling erahnen. Muss auch langsam.

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Ein leichtes Halskratzen, einmal räuspern und erst da fällts mir auf. Der erste morgen an dem ich nicht husten muss, als würde ich seit 20 Jahren Kette rauchen – seit drei Wochen oder so. Genauso plötzlich wie es angefangen hat, hat es aufgehört. Jetzt würde ich gerne noch schlafen können, dann wäre alles wieder fein. Scheiß Corona.

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Jede Hochschule hat andere Auswahlkriterien, Fristen und Abläufe. Ich weiß nicht was ich dachte. Aber ich verstehe jetzt, glaube ich, das Problem. Wahrscheinlich nimmt man dann die, an der man genommen wird?

Zwei von drei Blagen machen Schulabschluss in wenigen Wochen – boar ej…

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Eine Unterkunft für drei Leute zu finden ist viel einfacher, als für fünf – und günstiger. Wir hätten Auswahl, obwohl gerade Ferien sind, ich kann es kaum glauben. Rücksprache mit den Mädels. Also, jetzt entscheiden, was man die nächsen drei Tage anziehen will, das alles in eine Tasche packen…man will ja niemanden traurig machen… aber ein bisschen umständlich wäre doch. Ach, sagen wir, wie es ist. Natürlich ständen uns die freien Tage zu, die Jungs waren ja schließlich auch ohne uns weg, aber wir sind dermaßen reiseunlustig. Man kann es sich nicht erklären. Alle sind doch gerade irgendwo oder kommen von irgendwo oder planen irgendwas und wir? Nicht. Ins große Möbelhaus könnten wir mal, schlägt Märzkind vor, da waren wir schon ewig nicht, es wäre immerhin ein Ausflug, ein Ferienerlebnis. Das ist eine gute Idee.

„Diese Fleischklösschen, oder was das sein soll, die schmecken schon nicht, aber die Soße, die ist widerlich, fast muss man würgen“, sagt Julikind. „Das ist Möbelhaus-Mittagessen, da weißte doch vorher wie das schmeckt“, Märzkind ist verwirrt. „Nee, also, wie können die das alle mögen?“ Julikind schaut sich um und ist leicht entsetzt. Wir wundern uns kurz, finden dann aber die Erkärung. Wegen ihrer Allergie hat sie quasi keine Erfahrung mit Fertigessen. Das kommt von der ganzen selbst-gekochten-Bio-Fresserei. „Da seid ihr dann wohl selber schuld“, sagt Julikind und schiebt mir ihre Nachtisch-Zimtschnecke zu. Nicht essbar. Och, für mich schon. „Ist nicht schlimm“, tröstet Märzkind, gibt ja später noch hotdogs. Den halben Tag trödeln wir durch die Austellung, ohne das jemand nörgelt.

Die Jungs haben ihren freien Tag auch genutzt. Anruf von unterwegs, wir kommen am Baumarkt vorbei, ist während unserer Abwesenheit unvorhergesehenes passiert? Nichts. Die halbe Küche ist renoviert und die Stimmung immernoch gut, was wahrscheinlich daran liegt, dass wir weg waren, sagen sie. Schön, dass sie nicht mit waren, sagen wir. Am nächsten Tag hat die Küche eine neue Tapete. Einfach so, nachdem die über ein Jahr in der Garage lag. Sieht richtig gut aus, so gut…der Flur wirkt schitterig jetzt.

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Eine Einladung zur Abschiedsparty wegen Weltreise. Julikind erkundigt sich, ob derjenige denn nicht vorhabe wieder zu kommen? Alle lachen – und sind doch gespannt auf die Antwort.

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Besuch bei der Omma. Wir plaudern über eine Geburtstagsparty, die kürzlich in einem Cafe stattfand. Schön war die, und guten Kuchen gabs, sagt de Omma. Ein höheres Lob gibt es nicht, ich beglückwünsche das Geburtstagskind erneut.

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Der Neffe, den man quasi neulich noch packen und auf den Boden legen konnte, um ihn durchzukitzeln wenn er frech war der ist aber…der Liebste sucht nach Worten…echt ein Schrank geworden, ne? Definitiv. Man muss 5 km in höchstens 18 Minuten laufen, für die Aufnahmeprüfung der GSG9 hat er gesagt.

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Offiziell würde ich jederzeit so tun, als hätte ich dieses Gemüse-Abo wegen Weltrettung, Investiton in regionale Landwirtschaft damit nachfolgende Generationen auch noch gute Böden haben und so. Aber die Wahrheit ist, es nimmt mir die Kochentscheidungen ab und das ist toll. Da holt man sich einmal die Woche einen Korb voll von was auch immer Saison hat, und das muss dann gegessen werden, manches dringender als anderes, der Rest ergibt sich. Zwei Wochen Gemüse-Pause über Ostern. Ich stehe im Rewe und bin kurz davor, die Regalauffüllerin zu fragen, was ich denn kochen soll.

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Man fragt sich, wieso man sich einen Beruf angucken soll, bei dem man sicher ist, dass er einen so garnicht interessiert… sagt Julikind auf der Hinfahrt. Auf der Rückfahrt bekomme ich einen begeisterten Kurzvortrag darüber wie sich unterschiedliche Metalle bearbeiten lassen, was man daraus alles herstellen kann und ein Geschenk gab es auch und überhaupt, hat total Spaß gemacht, vielleicht macht sie sowas ja mal, später… Girlsday. Wir hatten ja nix, damals.

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Der Liebste guckt auf meinen Teller und schmunzelt. Total anders, als das, was er sich geholt hat. Wenn man uns 10 Meter Frühstücksbuffett anbietet haben wir eine Schnittmenge von einer Tasse Kaffee und Rührei. Hochzeitstag.

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Ich überweise Geld für Klassenfahrten. Ach guck, da hatte der Finanzminister aber mal recht, die Kindergelderhöhung hat genau gereicht, für die außergewöhnlichen finanziellen Belastungen diesen Jahres. Alles auf einmal ausgegeben in nicht mal 10 Minuten. Bitte Deutschland. Wobei, stimmt garnicht. Die eine Fahrt hatte ich schon angezahlt und bei der anderen scheinen die Eintritte nicht inklusive zu sein. Außerdem kommt jeweils noch ein Betrag x für Verpflegung dazu weil es in der Unterkunft nur Frühstück gibt, aber essen müssten sie zu Hause ja auch. Strenggenommen ist auch noch garnicht klar, ob ich für Märzkind durchgängig Kindergeld bekommen werde und natürlich gab es das nicht als Einmalzahlung sondern es kommen halt monatlich 70 Euro mehr, insgesamt. Das freut uns. Allerdings sind in den letzten Monaten die alltäglichen finanzielle Belastungen hier und da ein wenig mehr geworden, so dass man von der Erhöhung nichts bemerkt, aber hej, man gönnt sich. Mein Dank geht an die Klassenlehrer, die das mögliche Budget nicht ausgeschöpft haben (9 Tage Miami waren drin, im Angebotskatalog für Abschlussfahrten-Budget) und an, wer auch immer den Inflationsausgleich für die IGBCE ausgehandelt hat.

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Die einzig überlebende Bienenkönigin, von denen die ich im letzten Jahr gekauft hatte ist bombig ins neue Jahr gestartet, sagt der Liebste. Vielleicht macht es dann unterm Strich nichts, dass ihre drei Kolleginnen das zeitliche gesegnet haben. Honiggläser bestellt, da kommt irgendwann eine Spedition und stellt uns eine Palette an die Bordsteinkante. Hoffentlich melden sie sich vorher. Alltagsabenteuer.

Ostern und unsortiertes, KW 14/15 23

Zwei Schritte vor, einer zurück. Auf drei Tage so tun, als wäre Corona vorbei und alles schaffbar, folgt ein Tag mit Fieber auf dem Sofa. Leider brauche ich zwei Runden davon, bis ichs kapiert habe. Langsam mit Tendenz Richtung garnicht. So gehts.

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Da hat etwas nicht in den Glascontainer gepasst und irgendwer hat es dann den Hang runter auf den Weg geworfen. Ich sammle Glasscherben und lege sie soweit an den Wegrand wie möglich. Da muss ich nochmal mit einer Mülltüte wiederkommen, denke ich und vergesse ich. Am nächsten Tag geht der Liebste mit dem Hund, wirft eine Frisbee und der Hund bremst genau da, wo die Scherben liegen. Verdammt. So, wenn ich jetzt was auf dem Glascontainer liegen sehe, hole ich es, bevor jemand auf Ideen kommt. Diese Woche, eine Tortenplatte und eine Snäckschüssel im 80er Jahre Style, waren sogar die Etiketten noch dran.

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Maikind hatte ein Viererpack Controller-Ersatzteile bestellt und seinen Heimstudientag für eine erste Reperatur genutzt. Wenn man einmal raushat wie, geht es eigentlich ganz schnell, sagt er. Vielleicht wird das sein zweites Standbein, neben dem Rasenmähen, denn dieses Bauteil geht ja bei jeder Konsole kaputt, und viele trauen sich nicht, das Ding aufzuschrauben, zwei Aufträge hat er schon. Am darauf folgenden Montag teilt nintendo mit, es gibt dann jetzt doch Garantie auf das Teil, man kann es einschicken. Tja.

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Es fühlt sich gerade nicht so an, als würde ich jemals wieder welche brauchen, aber meine Joggingschuhe sind im Angebot und die aktuellen sind durch. Man kann auch mal Glück haben.

Der Triathlet sagt, ihm habe man beim Belastungs-EKG gesagt, mit vollständiger Regeneration, soweit überhaupt möglich, sei erst nach 12-14 Monaten nach Corona zu rechnen. Das erklärt auch, warum er immernoch 20 Minuten langsamer Marathon läuft als vorher. Ist lieb gemeint. Du mich auch, sage ich.

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Es brennt nicht nur das Osterfeuer, auf dem Gelände verteilt stehen Schwedenfeuer. Eine richtig gute Idee, so kann man zusammenstehen, es warm haben und sich unterhalten. Beim großen Feuer ist so früh am Abend immer den einen kalt, während die anderen sich fragen, ob die Jacke schon schmilzt. Es ist weniger los als im letzen Jahr. Vielleicht weil insgesamt mehr los ist und sich die Leute wieder verteilen. Ich bin früh müde und mache mich auf den Heimweg. Zeitgleich macht sich eine Gruppe unbekannter Leute auf den Heimweg. Fröhlich laufen sie auf der rechten Fahrbahnseite über die nächtliche Landstraße, ich leuchte sie kurz mit der Taschenlampe an, alle schwarz gekleidet, kein einziger Reflektor, aber es handelt sich um halbwegs nüchterne Erwachsene, Städter offensichtlich. Dorfkinder lernen das Laufen an Straßen ohne Bürgersteig auf dem Weg zum Kindergarten. „Links gehen, der Gefahr ins Auge sehen“ Links ist die Seite mit den zwei Punkten am Pfosten, man geht am Straßenrand, nicht mitten drauf, Allgemeinbildung der Kategorie „iss keinen gelben Schnee“, dachte ich – andererseits wenn man mich im Stadtverkehr Auto fahren sieht, vermutet man auch keinen Führerschein. Ich wedele wild mit der Taschenlampe, damit das entgegenkommende Auto sich schon mal wundern kann. Es wird langsamer und langsamer und bleibt dann einfach einen Moment stehen, bis die Gruppe sich sortiert hat. Alles gut gegangen.

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Als Märzkind und ich uns auf den Weg machen sind noch nicht mal die Laternen an. Wenn in der unbeleuchteten Kirche die Kantorei anfängt zu singen, es ganz langsam heller wird hinter den bunten Fenstern, das Licht verteilt wird und alle vorsichtig mit den Kerzen hantieren um niemandem versehentlich die Frisur anzustecken… ich mag das. In dieser Gemeinde wird leider kurz nach dem Entzünden der Osterkerzen zusätzlich das elektrische Licht eingeschaltet, damit man die Liedtexte besser lesen kann vermutlich. Auf einen Schlag ist die Magie der Osternacht dahin. Schade. So kann man überall auch um elf Ostern feieren, da braucht man nicht morgens um fünf bis ins Städtchen fahren. War aber trotzdem ganz schön. Zu Hause geht Märzkind direkt wieder ins Bett. Ich bin wach, koche Kaffee, mache Frühstück, gehe osterhasen im Garten, weil Ostereier suchen ist halt was, was man an Ostern macht, das hat mit`m Alter nix zu tun, haben die Blagen gesagt. Alle Eier wurden wieder gefunden, dieses Jahr. Nachmittags Kaffee trinken bei der Oma mit anschließendem Eierwerfen. Kein einziges Ei ist kaputt gegangen dabei, man merkt, dass es viel geregnet hat, die letzen Wochen.

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Ostermontag ein Gefühl von so-viele-soziale-Kontakte-hatte-ich-schon-lange-nicht-mehr. Der Liebste besucht die Schwiegermutter, ich nutze den regenfreien Wind-tag zum Wäsche waschen. Nach der fünften Maschine kann man den Fussboden in der Wäschekammer wieder sehen. Wir nähern uns dem Normalbetrieb, das freut mich.

Fazit: Ostern ist ruhiger geworden und kleiner. Vielleicht liegt es dran, dass die Kinder größer sind, oder an der Inflation oder an Lockdown-Nachwirkungen. Nach nicht mal einer Woche sind alle Eier aufgegessen und alle Schokohasen geschlachtet. Ich finds gut so.

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Es tun sich Sachen, überraschend und erfreulich – oder der Beginn von chaotischem Schlamassel.

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„Ach Mama, wenn du dann sowieso da bist, kannste ja mal fragen….“ „Nee, das dürfen die mir überhaupt nicht mehr sagen.“ „Noooaaar, dieses Volljährigkeitsdings?“ „Jo“ Man muss sich dran gewöhnen.

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Da waren wir tatsächlich dies Jahr schon zum zweiten mal zusammen im Kino, kaum zu glauben. Ich bin ja die letzten zwei Stunden davon ausgegegangen, dass Niemand der Sohn von der Frau mit den krassen Hunden aus dem dritten Teil ist, weil, die hatte ja gesagt, die hohe Kammer weiß nicht, dass es ihn gibt, also hat er auch keinen Namen und er hatte halt den Hund dabei. Der Liebste dachte, das er der Junior vom Brieftaubenmann ist und, wenn man jetzt nochmal drüber nachdenkt – man weiß es nicht. Vielleicht muss es doch noch einen fünften Teil geben. John Wick. Ich glaube es waren nur vier Mädels in der Vorstellung.

Festwoche KW 13/23

Es geht wieder. Nicht gut und nur langsam, aber eine Teilnahme am Geburtstags-Kaffee trinken nachmittags scheint im Bereich des Möglichen zu liegen. Da hatte ich gestern noch nicht viel Hoffnung. Ich übernehme eine Elterntaxifahrt mit kleinem Einkauf während der Wartezeit, mache Kuchen fertig und bin danach eigentlich erledigt. Ein Hoch auf die gut sortierte Hausapotheke.

Gastgeben im eigentlichen Sinne kann ich nicht, aber es ist ja auch nicht meine Party. Nur so sitzen geht. Märzkind fragt, wie das denn losgeht, auf so einer Party. Man checkt ob alle da sind, sagt vielleicht kurz, dass man sich freut oder so und holt sich dann Kuchen, und es läuft. Anscheind sind alle da. Halt, doch nicht. Wer hat de Omma vergessen? Die Frage wird durch den Saal gemurmelt. Sie hat abgesagt, quasi in letzter Minute, sagt de Mudda. Hä? Wieso? Wegen Corona. Sehr merkwürdig. Dienstag hat sie noch drauf bestanden, dass jemand von uns Kuchen abholt. Wir konnten uns gerade so darauf einigen, dass sie eine Tüte an die Haustür hängt.

Sonntag morgen tut zum ersten mal seit langem nichts weh, beim wach werden. Der Kopf ist auch wieder klarer. Es fühlt sich nicht mehr an, als müsste man alles durch dichten Nebel denken. Leben in normaler Geschwindigkeit, herrlich. Ich freue mich richtig. Im Nachbarort ist heute Vorstellungsgottesdienst, da könnte ich mit Julikind hin. Brüderchen erkundigt sich in der Familiengruppe, ob wir denn alle an der Uhr gedreht haben. Hä? Nee. Zum ersten mal überhaupt hab ich die Zeitumstellung völlig vergessen. Spontane Planänderung…Gottesdienstbeginn in 10 Minuten ist nicht schaffbar, Kaffee also. Der Liebste wirkt leicht zerknittert. Er war länger auf der Party als ursprünglich gedacht, irgendwie sei ihm die Rolle des weisen Mannes zugefallen, Leute hatten Redebedarf, bis zwei Uhr stand immer jemand bei ihm am Grill, sagt er. Hunderunde schaffe ich noch nicht, aber ich könnte mal gucken, ob vom Salatbuffet noch was übrig/essbar ist.

Abgestandene Partys erzählen Geschichten und ich bin ehrlich gesagt neugierig. Es sieht bei weitem nicht so schlimm aus wie erwartet. Jemand hat sich für die kommende Saison der örtlichen Mannschaft verpflichtet, schriftlich, der durchgesiffte Bierdeckel ist wohl ein Dokument, den lass ich erstmal liegen. Anscheind trinkt man Fruchtsaft oder Eistee mit Korn, Bier ist jede Menge übrig. Auf einem der Tische liegt ein Haarreif mit Moosgummikrönchen und Schleier, der hat vielleicht idellen Wert, ich setze ihn auf, nicht das er weg kommt. Als ich den Kofferraum mit Salatschüsseln und Geschirr belade fahren Autos vor, oh, ist hier etwa Fussball, heute? Nee, sagen die Jungs, Auswärtsspiel, sie treffen sich nur hier. Ich bin erleichtert, frage mich kurz, warum die alle so komisch gucken, und mache weiter. Auf dem Weg zurück ins Gebäude weht mir der Wind einen Hauch von glitzerdem Polyestergeschmeide über die Schulter. Ach so.

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Alle räumen den Tisch ab. Auf dem Rückweg vom Kühlschrank ist ein knappes Gespräch unter Geschwistern zu belauschen Julikind: „Kannste mich mal von der Seite würgen?“ Maikind: „Samma, hackts bei dir?“ Gürtelprüfung, diese Woche, jeder ausser ihr ist sich sicher, dass sie das schafft.

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Weil wir jung genug sind um es zu können und alt genug um keine Kleinkinder mehr auf dem Schoss balancieren zu müssen sitzen wir an der Biergarnitur in der Küche. Aus dem Wohnzimmer ertönt eine schmissige Klingelmelodie. Wir gucken uns fragend an. Die Herrschaften, die da auf richtigen Stühlen um den Tisch sitzen sind eigentlich alle zu alt für Mobiltelefone. Als die Meldodie das dritte mal von vorn beginnt, seufzt Schwiegermudda leise und fragt sich murmelnd, ob denn die Tante wohl ernsthaft denkt, dass die Oma jetzt aufsteht und da hinläuft? In dem Moment kommt die Tante samt Telefon angelaufen. Diese Meldodie… ein Telefonklingeln… wie man denn abnimmt? Schwiegermudda nimmt das Gerät entgegen die Melodie endet. Kurze Erklärung was zu tun ist, sollte es nochmal vorkommen und wo das Telefon am besten liegt, damit alle es finden können. „Ok“, sagt die Tante, schon auf dem Rückweg „wenns grün leuchtet, einfach da drauf drücken“. „Nee“, sagt Schwiegermudda, „wenn es leuchtet auf grün drücken“, aber das kann die Tante schon nicht mehr hören. Drei Sekunden später wieder die schmissige Melodie. „Da klingelt doch was, da will doch bestimmt jemand gratulieren“, ruft die Oma, „ah, das gibt wahrscheinlich nix“, murmelt Schwiegermudda und geht der Tante hinterher. Ich fühle mich gut unterhalten, gebe mir aber Mühe, es nicht zu zeigen. Die Schwägerin stupst mich sanft mit dem Ellbogen und fragt leise, ob ich mich noch an die Serie „Golden Girls“ erinnern kann. Wir lachen, die Blagen verstehen nicht wieso und sind peinlich berührt. Die Oma des Liebsten feiert ihren 103. Geburtstag. Wer U70 ist sitzt am Kindertisch.

Ob er vorne sitzen darf, fragt Maikind, als wir uns auf den Rückweg machen. Jo sicher, hast Erster gefragt, sage ich. Die kurvige Strecke zurück muss sie üben sagt Märzkind, ich soll ihr mal die Schlüssel geben. Äh, das hatte ich ganz vergessen, aber wieso nicht. „Oh“, sagt Maikind, als Märzkind einsteigt, „das ist aber ungewohnt“. „Für mich auch“, sage ich. „Hä?“, fragt Julikind als sie hinten einsteigt, „wieso sitzt du hier? ach so… “ Die erste Kurve nimmt sie sportlich. „Uuuaa“, sagt Julikind, und hält sich an der Tür fest. Ich weise daraufhin, dass ich wahrscheinlich brechen muss, wenn Märzkind so jetzt den ganzen Weg. „Ruhe dahinten“, sagt Märzkind. „Hömma“, sage ich. Kind mit Führerschein ist schon toll, nur ungewohnt.

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Husten, Rotzenasen, Halsschmerzen, Müdigkeit, Gliederschmerzen, mangelhafte Nachtruhe, Zeitumstellung – alles viel besser als letzte Woche aber ach…

Ein herzliches Dankschön, für die Anteilnahme und Genesungswünsche, vonne Psyche her hat`s geholfen.

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Nachdem wir zwei Haus- und Hof-Samstage hintereinander ausfallen haben lassen, kann auch das ungeschulte Auge erkennen, wieso die nötig sind. Wer kann hauswirtschaftet ein bisschen. Von selber, ohne zu nörgeln. Deutliche vorher/nachher Effekte sind erkennbar. Bemerkenswert.

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Werbung für Heuschnupfenmedikamente erreicht mich. Ich blicke raus ins Schneegestöber und frage mich, was das wohl soll.

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Ob er sich ein Bier nehmen darf, fragt Maikind Donnerstag abend. Ja. Ob ich auch eins will? Ja. Im Vorbeilaufen stoßen wir an. Weil wir es können und weil für ihn jetzt die Ferien beginnen. „Heimstudientag“ ist das Fachwort für, „sind halt keine Lehrer da und es wären ja sowieso nur zwei Stunden gewesen“.

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Brüderchen hat anlässlich seines Geburtstags eingeladen zu Kaffee, Kuchen und Mettbrötchen. Man fragt sich, wann denn der Esstisch das letzte Mal so komplett ausgezogen war, es ist schon länger her. Ein gemütlicher Nachmittag in der Weihnachtsrunde. Es ist Geburtstagshochsaison, obwohl wir uns diese Woche schon mal begegnet sind, gibt es einiges zu erzählen. Nächstes Wochende kann jeder selber was machen, dann ist schon Ostern, stellen wir fest. Also, wenn es schneit oder in Strömen regnet, dann lassen wir Eierwerfen aber ausfallen, keine Lust mehr, auf dieses Wetter…wenn Gülle gefahren wurde auch, ansonsten gerne, und ruhig auch wieder Kuchen oder so, da ist man sich einig.

Der Einschlag, Teil 2

Diese Halsschmerzen, die hatte er schon mal so, sagt Maikind Freitag morgen, er macht mal einen Test. „Scheiße“ flüstert er zwei Minuten später. Wir schweigen einen Moment „armes Märzkind, der dritte Corona-Geburtstag“, murmelt er und schüttelt mit dem Kopf. Märzkind kommt von der Schule und macht selber nochmal einen Test. Auch zwei Balken. Hä? Drei Tage gings ihr echt schlecht und sie war immer negativ, und heute? wo sie wieder in der Schule war? Ok, wenn ich jetzt drüber nachdenke, diese Kopfschmerzen, die hatte ich auch schon mal so – negativ. Soll mir recht sein. Ich fahre Julikind zum Training. Am nächsten Morgen fühlt es sich an, als hätte jemand meine Knochen mit Beton ausgegossen. Zwischen, ich steht dann jetzt auf` und im Bad angekommen vergeht eine viertel Stunde. Dort beginne ich den Tag mit einem Test. Als das erste bisschen Rotz im Testbereich ankommt leuchtet der Strich rot auf. Jo, genau so fühlt es sich an. Bis zum Nachmittag sind alle positiv, fast, Märzkind ist genesen. Ich hatte gedacht, eine zweite Runde, sollte es sie jemals geben, würde weniger heftig werden. Damit lag ich falsch. Angenehmer war, dass man sich um nichts bürokratisches mehr kümmern muss. Niemanden anrufen, nicht zwei Stunden anstehen für PCR-Tests, keine Quarantäne organisieren.

Märzkind verbringt ihren Geburtstags-nachmittag ausser Haus, erst mit der Oma, dann mit Freunden. Anders als gedacht aber schön wars, und muss man ja eh mit allem rechnen, wenn man um diese Zeit Geburtstag hat, sagt sie. Es fühlt sich ein bisschen seltsam an, das eigene Auto vom Hof fahren zu sehen. Ein Rücklicht ist kaputt, wusste ich garnicht.

Dem Liebsten gehts nach drei Tagen deutlich besser, Julikind auch. Maikind und ich hängen hinterher. Am Wochenende ist Geburtstagsparty, ich falle komplett aus, bei den Vorbereitungen. Das ist auch mal eine Erfahrung, für uns alle. Freitag kann ich zu meiner eigenen Überraschung wieder normal gehen. Es gab einen Plan B, aber den brauchts nicht. Ich backe Kuchen. Abends auf dem Flur ein gemurmeltes Gespräch mit Maikind. Alle anderen sind schon wieder negativ, haben den ganzen Tag über Sachen durch die Gegend getragen und rumgerödelt, unglaublich, wie gut es denen geht. Wir sind immernoch am Arsch. Wenn man ganz ehrlich sein will, die Chance, dass wir morgen in der Lage sind eine Party zu feiern – 50/50.

Weihnachtsgeschichten 22

„Na, schon in Weihnachtsstimmung?“ Keine Ahnung, warum ich das ständig gefragt werde. „Nein, danke der Nachfrage“, wäre die ehrliche Antwort. Dieses Gefühl von nervlich am Ende und nach wochenlangem Wunschlisten abarbeiten aus vollem Herzen keine Lust mehr irgendwas zu konsumieren, hab ich dieses Jahr garnicht. Es geht mir gut. Ich ahne aber, dass die Leute was anderes meinen, wenn sie von „Weihnachtsstimmung“ sprechen und antworte mit unverbindlichem Gemurmel.

Endlich Ferien.

Anscheind bekomme ich jetzt diese Erkältung. Schnupfen und ein Gefühl von Watte im Kopf, weder krank noch gesund, Test negativ, mein Kumpel Ibuprofen hilft bei den letzten Vorbereitungen.

Fürs Protokoll: Das vorhandene Verpackungsmaterial hat locker gereicht für die ungefähr 45 Geschenke verschiedenster Größen, die ich verpackt habe plus alles , was die Kinder selber eingepackt haben. Ich sichte das übrig gebliebene und sortiere einiges Richtung Tonne. Geschenkverpackung bleibt auf der „nicht Einkaufsliste“.

Märzkind hat festgestellt, dass sie nichts festliches zum Anziehen hat. Stimmt leider, wir müssen tatsächlich nochmal los. Ich wappne mich für eine Fussgängerzone vollgestopft mit adventlicher Einkaufsaggression. Wir parken auf der großen Freifläche und laufen die paar Meter, weil ich davon ausging, dass das Parkhaus voll sein würde. Ist es aber vielleicht garnicht. In der Fussgängerzone begegnen uns kaum Leute. Im Klamottenladen sind ausser uns noch drei andere Kunden. Die Verkäuferin hat Zeit und Märzkind findet schnell was. Wir wundern uns. Ist der Ansturm schon durch? Nee, sagt die Verkäuferin, vor Weihnachten sei es hier sehr ruhig gewesen, manchmal war sie alleine, auf der ganzen Fläche. Das hatte ich ehrlich gesagt völlig anders in Erinnerung. Aber – ich gehe ja seit zwanzig Jahren in keine adventliche Fussgängerzone mehr rein, wenn ich nicht muss. Vielleicht passe ich die Strategie nächstes Jahr an. So macht es mehr Spaß als im November.

Heilig Abend lasse ich den Gottesdienst aus und gehe stattdessen mit dem Hund raus. Im Wald höre ich die Kirchenglocken und finde es von hier aus viel weihnachtlicher, als zusammengequetscht auf der Bank sitzend… Gummistiefel aus, Festtagsklamotte an, Lichter an, Geschenke hin und zack sind alle schon wieder da. „Weihnachtsgeschichte, 6 Lieder, fertig“, sagt der Liebste, wie bei Ikea am Buffet. Nach und nach kommen die restlichen Familienmitglieder an. Essen gibt es zum Thema „Österreich“, das wurde vorher ausgelost, jeder Haushalt bringt was mit. Schnitzel, Kartoffelsalat, Käseplatte und Linzer-Torte. Zwölf Leute essen schweigend, anscheind hatten alle Hunger, erst beim Nachtisch beginnen Unterhaltungen, und „haben wir jetzt echt anderthalb Stunden gegessen?“, meine Schwester macht leicht verwirrt einen Uhrenvergleich, jo, den Programmpunkt Gemütlichkeit haben wir so gleich mit erledigt. Bescherung ist ein riesen Gewusel, das soll so. Geschenke wurden gewünscht und mit Liebe gekauft, es gibt aber auch ein paar schöne Überraschungen, man ist zufrieden und fröhlich, wie im Bilderbuch.

Am ersten Feiertag gibt es Essen bei Schwiegermutta an festlich gedeckten Tischen. Wir haben uns alle länger nicht gesehen. Mühsam verkneife ich mir zu bemerken, wie groß die Blagen geworden sind. Ich habe ein sehr nettes Tischgespräch mit dem kleinsten Neffen. Er erzählt mir, welche landwirtschaftlichen Geräte er schon fahren kann und wir überlegen, welche Führerscheine er machen muss, damit er das auch auf Straßen darf. Dauert aber leider noch elend lange, bis dahin, sagt er, darf man ja frühestens mit 15. Er geht in die dritte Klasse. Dorfkind.

Vor der Bescherung braucht es hier ein Gedicht. Wuselig wird es trotzdem, einfach, weil es so viele Leute sind. Kaffee und Kuchen holt sich später jeder selber. Essen im Sessel ist erlaubt. Kurz vor Ende der Feier lässt sich die Oma des Hauses nochmal ganz dicht an den Weihnachtsbaum ranfahren. Andächtig schaut sie eine ganze Weile. Zum ersten mal, seit ich sie kenne hat sie nicht gesagt, dass sie nächstes Jahr nicht mehr da sein wird. Ohoh.

Ein Haushalt hat „Familiengeschenke“ gemacht. Kurz hatte ich ein schlechtes Gewissen, eigentlich bekommen ja nur die Kinder was. Später, zu Hause, stellt sich heraus, die Kinder haben von diesem Haushalt nichts bekommen. Möglicherweise habe ich da unwissentlich eine „wir-schenken-uns-nix“-Absprache untergraben? Nachfrage beim anderen Haushalt. Nein, es gab keine Absprache. Sie haben auch ganz normal Geschenke gemacht und ein Familiengeschenk bekommen. Muss man sich Sorgen um deren finanzielle Situation machen? Nein, da sind sich alle sicher. Wir versuchen es mit Humor zu nehmen, aber ehrlich gesagt fällt das immer schwerer. Wenn diese Art zu schenken Alkoholkonsum wäre, würde man von Auswirkungen auf das soziale Umfeld sprechen.

Am zweiten Feiertag hat die Oma aus dem Städtchen zum Festessen geladen. In diesem Restaurant ziehen wir den Altersdurchschnitt nach unten, man könnte meinen wir sind der Kindertisch. Es gibt sämtliche Weihnachtsklassiker zu essen. Nachtisch schafft niemand und das ist eigentlich schade, wenn man bedenkt, was die Oma hier zahlen wird. Das Buffet war so organisiert, dass man wirklich zusammen essen konnte. Fast alles hat richtig gut geschemeckt. So kann man das mal machen. Danach gucken wir uns den neuen 4D-Film im Nationalparkzentrum an. Das Foto von „alle Familie mit Papp-3D-Brillen auf“ wird wahrscheinlich in die Geschichte eingehen.

Cousinenbabys werden angekündigt, auf beiden Seiten der Familie. Über ein viertes Urenkelkind freut man sich, über ein 17tes auch, aber gelassener.

Pluseinskind geht auffällig unauffällig am Weihnachtsbaum vorbei. Ich gucke nach, grinse und schweige. Erst am Abend fällt es dem Liebsten auf. „Samma, wer hat denn hier?… das kann doch wohl nicht sein…ne Zecken-Kugel??? in unserem Baum??… der Junge traut sich was…“ Mögen die Spiele beginnen.

Geburtstage und Ferienanfang

Ich mag wenn es warm ist, aber, das hier, das ist sogar mir ein bisschen viel. Der Hund guckt mich vorwurfsvoll an. „Ich hatte es dir ja gleich gesagt“. Einmal Frisbee werfen und wir gehen wieder rein. 42°C Außentemperatur zeigt das Thermometer an. Abends Gewitter mit 46 Liter Regen. Der Wald sieht wieder fröhlich aus, die Hecke richtet ihre Äste auf, der Erntestaub ist aus der Luft gewaschen – herrlich.


Vormittags gibts ein gemütliches Geburtstagsfrühstück bei der Mudda. Ab Mittag gehts rund.

Die Bustüren öffnen sich und man kann von der Haustür aus hören, dass die Party quasi schon läuft. Alle Gäste kommen direkt nach der Schule, einmal im Leben nicht in Ferien Geburtstag… Es folgt ein klassischer Kindergeburtstag, mit Spagetti und Eis, Zeitungstanz und Fotoschnitzeljagd. Um halb sieben werden alle abgeholt. Der Liebste und ich gucken uns verwundert an. Das wars? Kein Starkregen-Ereignis mittendrin, niemand hat sich was gebrochen oder Kreislaufprobleme und verdroschen haben sie sich nur im Spaß, mit den Poolnudel-Lichtschwertern. Wahrscheinlich war das unser letzter Kindergeburtstag stellen wir fest. Im nächsten Jahr sind wir bestimmt zu peinlich. Es folgt ein kurzer Moment der Rührseligkeit, ach was, high five. „Da wartet man das ganze Jahr und zack, isses vorbei“, Julikind ist ein bisschen traurig. Zum Glück kommen am nächsten Tag noch die Großeltern und Paten.

Am Tag darauf wieder Geburtstagsfrühstück anlässlich Ommas 90stem. Das ist etwas offizieller, mit Pfarrer, Bürgermeister, und den Verwandten, die man selten sieht.


Die letzten Schultage haben sich gezogen wie Kaugummi. Jetzt sind endlich richtig Ferien. Stolz werden die Zeugnisse rumgezeigt. Zu recht, das war kein einfaches Schuljahr, haben sie toll gemacht, alle drei. „Brotdose raus?“ „jaja“ Schuljahr abgehakt.


„Kommt jetzt die kleine Kneipe„? erkundigt sich eine Gästin. „Nee, jetzt kommen erst die apokalypthischen Reiter, dann Peter Alexander, geht immer der Reihe nach“, sagt der Mann der das Handy mit der Musikapp in der Hand hält. Hier gehen die Geschmäcker weit auseinander, aber der Toleranzbereich ist riesig und es gibt Likörchen. Diese Feier hat keinen Anlass und braucht auch keinen. Menschen verschiedener Generationen hatten Zeit, sind gesund und das Wetter passt zum draußen sitzen. Es hat übrigens nie jemand gesagt, dass Frauen nicht an die Mauer hinter dem Haus pinkeln dürfen. „Die machen das von sich aus nicht“, sagt der Hausherr, und zuckt mit den Schultern.


Nachdem wir die verschiedensten Kuchenvarianten unterschiedlicher Hersteller durchprobieren durften (Präsentkörbe zum 90sten, de Omma backt natürlich trotzdem weiterhin selber) kommen wir zu dem Schluss – die schmecken alle gleich. Kuchengeschmack eben, das macht nachdenklich.


Beim Aufwachen höre ich leise Terassen-Frühstücksgeräusche der Nachbarn, das ist schön.

Zu meiner eigenen Überraschung bin ich überhaupt nicht neidisch, beim Anblick der Status- Urlaubsbilder der anderen. Ich hätte gerade überhaupt keine Lust, das Auto zu beladen…

Ein Freibadbesuch, ein Kinobesuch, lange schlafen, und schon ist eine Ferienwoche rum.

Die zweite Ferienwoche hatte bisher zweimal Magen-Darm vom allerfeinsten und einen spontanen Zahnarztbesuch zu bieten. Das bleibt ehrlich gesagt hinter den Erwartungen zurück. Andererseits – läuft, mit der Bikinifigur.

Osterferien 2022

Märzkind steht fröhlich, aber erkennbar müde, neben ihrem Koffer in der Tür.

„Zwei Sachen“, sagt sie „ich hab wahrscheinlich wieder Corona und mein Handy ist kaputt“.

„Hallo Kind, schön, dass du wieder da bist. Komm einfach rein, so ein FFP2-Masken-Gehampel würden wir sowieso nicht nochmal machen, das hat ja nichts gebracht und tja…“

Eine Woche war das Kind mit Freunden unterwegs und wir haben uns alle ein bisschen erholt.


Man muss in der Fastenzeit nicht unbedingt verzichten, man kann auch bewusst Sachen tun, hat de Mudda gesagt. Ich habe also seit dem Märzkind-Geburtstag jedesmal, wenn mir jemand ein Bier angeboten hat und ich nicht mehr fahren musste „ja“ gesagt, um entweder eine ausreichende Trinkfestigkeit zu erlangen, oder den Alkohlkonsum in der Öffentlichkeit einzustellen. Ostersonntag, morgens um halb drei, beende ich dieses Experiment, „nein danke, es ist genug“, trotz Freibier. Der Liebste und ich gehen zusammen mit Märzkind und Pluseinskind nach Hause. Das war ein erstklassiges Osterfeuer, da sind wir uns einig. Es folgt der faulste Ostersonntag aller Zeiten.


Am Ostermontag feiert Brüderchen seinen Geburtstag. Es gibt ein Frühstücksbuffet vom Feinsten. Da findet wirklich jeder was, zwei Stunden wird gegessen. Danach gehts zum Eierwerfen, dann wieder Sofa.

Bis Mittwoch sind alle Eier und Schokohasen aufgegessen. Gut so. Die Süßigkeitenberge vermisst niemand.


Alle Kinder haben schon wieder diese Erkältung. Ärgerlich in den Ferien. Bei den Mädels ist es nach drei Tagen wieder gut, beim Maikind beginnt nahtlos die Pollensaison.


Duschen, anziehen, mit dem Auto einmal ums Städtchen drumherum fahren, weil man wegen Baustelle nicht einfach durch kann – was für ein Aufwand, schwer vorstellbar, dass man sowas früher öfter gemacht hat. Aber, als ich mit Julikind im Kinosaal sitze, sind wir doch beide froh, dass wir uns aufgerafft haben. Ein schöner Film. Daniel Ratcliff kann den Bösen spielen, wer hätte das gedacht.


Man könnte es regelmäßiger machen, dann wäre es vielleicht weniger *wurks* , sagt eine Stimme in meinem Hinterkopf. Sicher. Man könnte seine Steuererklärung auch im Februar schon machen, sage ich. Fürs Protokoll: Waschmaschinendichtungen und Einspülkammern gereinigt, Maschine entkalkt, im April.


Julikind braucht was zum Anziehen für eine Hochzeit. Bei der Gelegenheit nehmen wir das Kommunionskleid mit, dass hier einige Jahre als Prinzessinenkleid im Einsatz war. Da passt niemand mehr rein, aber es ist immernoch gut, Julikind streicht noch einmal mit der Hand drüber, seufzt und übergibt die Tüte an die Dame im Rote Kreuz Laden. Eine Stunde später kommen wir nochmal am Laden vorbei. „Guck mal, was da im Schaufenster hängt“, sage ich. „Ooooohhh“, sagt Julikind. Da macht sich das Kleid viel besser als in unserem Dachbodenschrank.

Julikind hat aktuell drei verschiedene Kleidergrößen am Oberkörper. Klamotten kaufen ist ein bisschen kompliziert.


Post vom Energieversorger. Ab Juni wirds teurer, es sei denn, es wird günstiger, das könnte wohl auch sein, wenn da irgendwas wegfällt, aber wir sollen mal lieber davon ausgehen, dass es teurer wird. Das ist keine Überraschung. Ich rechne nach. In unserem Fall wären das in etwa die Stromkosten eines Monats, die nochmal dazu kämen, wenn denn dann.


„Wann wart ihr denn zuletzt auf einer kirchlichen Hochzeit?“ Da muss ich aber wirklich überlegen. Es ist auf jeden Fall schon länger her. Meine Schwester und ich stehen mitten im Sektempfang und schauen uns die Leute an. Dass man bei einer Hochzeit mal kaum jemanden kennt und nichts muss, ist ungewohnt, aber toll. Bestimmt füllen wir den Single-Tisch auf, vermutet meine Schwester – für sowas sind Cousinen doch da. Die vier Unbekannten, mit denen wir den Tisch teilen sind zwei Pärchen mitte zwanzig. Einer davon sieht so aus, wie Daniel Ratcliff in dem Film, flüstert Julikind mir zu. Tatsächlich. Wir sind der nicht-Schlager-hörende-Tisch, sehr viel näher an der Theke als an der Tanzfläche. Passt. Es gibt Gegrilltes und 6 Meter Salatbuffet dazu, dann Eis aus der Gefriertruhe zum selber nehmen. „Manche meinen ja, da müsse man noch mousse au chocolat servieren, wenn alle sowieso schon voll gefressen sind“ sagt die Tischnachbarin, „aber das ist doch Quatsch“. Finde ich auch. Eine richtig schöne Party.


So, von mir aus kann es jetzt gerne ein bisschen wärmer werden. Ich habe keine Lust mehr auf Hunderunden in Winterjacke.

Schnaps und zwei Tassen Kaffee

Schweigend stehen wir uns in der Küche gegenüber, jeder an eine Arbeitsplatte gelehnt. Der Liebste holt einmal tief Luft „weißte was? scheiß ein drauf“, sagt er, geht in die Speisekammer und kommt mit der Flasche Whiskey in der Hand wieder raus. Gute Idee. Er nimmt ein Wasserglas aus dem Schrank, schüttet es halb voll, nimmt einen Schluck und reicht es mir weiter. Es ist Montag morgen, noch nicht mal neun Uhr.

Das ging leichter, als er gedacht hätte, sagt der Liebste. Er hatte damit gerechnet, irgendwie panisch zu reagieren, aber, es gab ja nur eine Richtung, und was man da tun muss bekommt er jedes Jahr auf der Schulung erzählt, immer wieder, irgendwie funktionierte das einfach. Er war wirklich toll, ich hätte das garnicht so geschafft, glaube ich. „Ach, von der Kraft her war das überhaupt kein Problem“, sagt er. Aber. „Das bei Herzdruckmassage Rippen brechen, sagen die ja immer“, er nimmt noch einen Schluck, aber wie viele, und wie sich das anfühlt, und dieses Geräusch…damit hatte er nicht gerechnet. Ich war auf das Gefühl, keinen Puls zu finden auch nicht vorbereitet. Meine Hände zittern, es fällt mir gerade erst auf.

Die Frau von der Diakonie kam ganz aufgeregt durch den Garten, und bat dringend um Hilfe. Sie hatte den Nachbar bewusstlos in der Wohnung gefunden, damals, vor einer Stunde. Das war nicht wirklich eine Überraschung, wir hatten den Ernstfall vor einigen Wochen schon mal gedanklich durchgespielt. Unser Gedankengang endete allerdings damit, wer ihm eine Krankenhaustasche zukommen lassen könnte. Die braucht er nicht. „Patient ex“, hat der Notarzt es genannt.

Der Liebste hatte Nachtschicht und war quasi schon im Bett gewesen. Er will nochmal versuchen, zu schlafen. Ich koche einen Kaffee und bringe ihn der Frau von der Diakonie an den Zaun. Sie hat ein paar Telefonate erledigen müssen in der Zwischenzeit und den Rest des Tages frei. Ihre Hände zittern auch. Wir setzen uns. Die andere Nachbarin schläft länger und hat nichts mitbekommen. In ungefähr einer Stunde erwartet sie den Verstorbenen zum Kaffee, die zwei sind, wie man hier sagt „ein Kopp und ein Arsch“, aber verwandt sind sie nicht. Der offizielle Weg ist vermutlich, das ein Angehöriger ihrem Sohn bescheid sagt, der dann von Berlin aus anruft, um ihr die Nachricht schonend zu überbringen. Das kann dauern. Sie darf eigentlich noch nicht mal mit mir sprechen, sagt die Frau der Diakonie, fällt alles unter die Schweigepflicht. Wir schauen uns an. Scheiß auf den offiziellen Weg. Wenn die Nachbarin gleich den Rollladen hochzieht und hat die Polizei und den Bestatter im Garten, dann brauchen wir wieder einen Rettungswagen. Wir machen das zusammen- jetzt. Nachbarn haben keine Schweigepflicht.


Nachmittags gibts Geburtstagskaffee. Schwiegeroma wird 102. Sie freut sich über jeden einzelnen Gast. Seit neun Uhr residiert sie im Sessel. Der frühere Bürgermeister kam immer zeitig, zum Gratulieren. Der Neue kam erst um halb elf. „Der wollte erst nicht reinkommen, dann keine Hand schütteln und dann keinen Kaffee trinken“, sagt Schwiegermutter. „Aber – hat er alles gemacht“, erzählt die Jubilarin fröhlich. Schwiegermutter zuckt mit der Schulter und nickt. „Blieb ihm nichts anderes übrig“. Ab dem 95. (glaube ich), kommt der Bürgermeister persönlich zum Gratulieren. Schwiegeroma freut sich immer und schäkert legendär. „Beim letzen Mal hat sie ihn mit „mal sehen, wer von uns im nächsten Jahr noch da ist“ verabschiedet“, sagt Schwiegermutter. In dem Jahr war Wahl. „Och, der Neue ist aber auch ein ganz Netter“, sagt Schwiegeroma.


Zwei Tassen Kaffe hatte ich heute. Unterschiedlicher hätte die Stimmung kaum sein können.


Abends stoßen der Liebste und ich an, stilecht mit Bier. Auf Friedhelm.

2021 war…

Schnee, Starkregen, ein schöner bunter Herbst

Lockdown, Ausgangssperre, Kontaktbeschränkungen, home schooling, Maskenpflicht, 3G, 2G, 2G+, Coronatests

Blinddarm-OP, Bänderriss, entzündeter Zeh, Schlafstörungen, Impfungen

Ohrwürmer Wir sind das Ruhrgebiet…., ….soon may the Wellerman come to bring us sugar and tea and rum.., BTS

definitiv vielleicht (alles immer unter Coronabedingungen)

Konfirmation, Schulabsschlussfeier, Geburtstage, eine Trauerfeier, Weihnachten, eine Rubinhochzeit