Seit fast zwei Jahren suchen sie einen Termin und dieses Wochenende könnte es wirklich klappen, was ich denn meine, erkundigt sich der Liebste. Passt, freut mich, fahrt ihr mal ruhig. Maikind und der Liebste werden den Patenonkel besuchen. Märzkind hat am Samstag einen Auftritt und einen Thekendienst, Julikind hat ein Extra-Training wegen Gürtelprüfung, ähm jo, das ist ja dann schon irgendwie blöd für mich, wenn ich den ganzen Haus-und Hoftag alleine machen muss… allgemeine Betroffenheit. Aber da kann ich sie beruhigen. Ich werde nur das allernötigste machen, den Rest können sie dann selber. Leider ist nach einer Woche Matschwetter mit diversen Terminen doch einiges nötig.
*
Samstag morgen: Küche aufräumen, Kaffee kochen, Waschmaschine voll machen, Spülmaschine ausräumen, erleichtert feststellen, dass Märzkind doch schon wach ist und die Hunderunde übernimmt, Tasse Kaffee trinken, Stühle hoch stellen, saugen und wischen, Stühle runter stellen, Hund füttern, Julikind zum Training fahren, einkaufen, Julikind abholen, Kartoffelgratin für drei Leute zubereiten – niedlich, so eine kleine Form, Wäsche aufhängen, Einkäufe verräumen, essen, wischen im Obergeschoss, Hunderunde. Ich freue mich über den sauberen Fussboden, als ich wieder reinkomme. Das Telefon klingelt. Der Liebste wollte nur mal Hallo sagen und fragen, ob ich denn den freien Tag genieße. Hallo, freut mich und äh? genießen? ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort, aber, danke der Nachfrage.
Sonntag morgen ruft de Omma an, um mir mitzuteilen, dass die Hochzeitssuppen-Einlage, die ich ihr vom Einkaufen mitgebracht hatte „nicht essbar“ sei, also, sowas von nicht ihr Geschmack, das hätte man sich sparen können. Tja, da hat sie Pech gehabt. Sollen doch die Hühner den Rest essen, sage ich ihr, und wundere mich selber ein bisschen darüber. Wenn sich dreijährige theatralisch vor ein Süßigkeitenregal im Supermarkt auf den Boden werfen und „ichwillabba“ rufen macht mir das garnichts, aber hochbetagten-Pubertät kann ich nicht. Diesen Tonfall lasse ich mir nicht mehr gefallen, dann soll sie selber.
***
Ich motiviere um baldigen Aufbruch:“nu aber! der Bus ist schon runter gefahren“, „der darf doch garnicht früher fahren“, sagt Julikind tiefenentspannt „regulär wäre der schon seit ner viertel Stunde weg, wenn der jetzt 5 Minuten eher fährt als „normal“ ist er immernoch 10 Minuten zu spät“ „oh shit, stimmt ja“ die Blagen laufen los und erwischen den Bus gerade noch so. Ich stehe in der Tür und bin ein bisschen stolz. Eine Freundin des Julikinds wird zur Bushaltestelle gefahren, die Mutterkollegin wendet und fährt dem Bus filmreif mit quietschenden Reifen hinterher. Wir haben uns alle an die Fahrplanänderung gewöhnt.
*
Dieser Schultag war komplett sinnlos, sagt Maikind. Ich gucke fragend. Naja, komplett dann doch nicht, eine Stunde Unterricht hatten sie. Der Rest war gefüllt mit Arbeitsaufträgen und Vertretungs- irgendwas. Morgen genau das gleiche. Bei ihr auch, sagt Julikind. Die Paralellklasse hatte Heimstudientag, deshalb war der halbe E-Kurs nicht da und deswegen haben sie eigentlich auch garnichts gemacht. Natürlich sollen Lehrkräfte krank zu Hause bleiben. Ich beschwer mich nicht, ich gebe nur zu Protokoll. In acht Wochen sind Abschlussprüfungen. Niemand erwartet mehr besondere Vorbereitung. Aber, dass der normale Unterricht nach Stundenplan stattfindet, zumindest in den Hauptfächern, das wäre vielleicht schon schön gewesen. Für Deutschland.
***
Der Liebste hat was, schon länger. Nach mehreren Facharztterminen und einem MRT (inklusive 3 Stunden Autofahrt, die man in Kauf nehmen muss, wenn man einen Termin vor Ende Mai haben möchte) kam heraus: doch nicht. Kaum zu glauben, aber gut. Vorsichtig nimmt er den Alltag wieder auf. Eine Erschütterung beim e-bike fahren, bäm, ab in die Notaufnahme. Ergebnis: entweder wird jetzt alles von selber wieder gut, oder es ist eine OP nötig. Ruhig halten, Ibu nehmen, abwarten. Nachmittags nochmal zum Hausarzt, krank schreiben lassen. Stimmung im Keller. Der Rest der Familie nimmt intuitiv die alten Routinen wieder auf… nach drei Tagen Ruhe ganz vorsichtiger Optimismus.
Maikind war bei der Einstellungsuntersuchung, alles tutti, damit gilt der Ausbildungsvertrag. Freude und Entspannung. Julikind pubertiert. Märzkind ist Geburtstags-raschelig, was einerseits ja schön ist, weil man ziemlich sicher sagen kann, dass diese Party wirklich stattfinden wird, andererseits, hach, die letzten drei Wochen vor einem „Kindergeburtstag“ halt… Der Hund leidet mit dem Liebsten.
***
Der Schreiner ruft an, sie sind mit einer Baustelle früher fertig als gedacht und könnten spontan, morgen früh um acht, die Fenster einbauen. Gerne. Die Kinder und ich rücken Möbel. Ein Anruf um 7.30 Uhr. Der Schreiner ist auch Bestatter und wird leider heute vormittag woanders gebraucht. Um ein paar Tage kommt es jetzt auch nicht mehr.
***
Anfrage für eine Übernachtung in der Ferienwohnung, touristische Zwecke. Die Wohnung ist über Winter stillgelegt und auch nur noch auf einer Monteurseite zu finden. Ich wundere mich kurz, mache aber ein Angebot. Die Dame am Telefon schluckt und muss mir dann „aber ganz ehrlich mal sagen, da haben sie hier in der Gegend beim letzten Mal aber DEUTLICH! weniger bezahlt DEUTLICH! und da war Frühstück mit dabei“. Das muss schon länger her sein. Ich schmunzelei innerlich ein bisschen, erkläre kurz die Zusammensetzung des Preises, und mich bereit, ihr die Telefonnummer der Pension drei Häuser weiter zu geben. Da sind die Gegebenheiten vielleicht anders. Nein, das brauche ich nicht, sagt die Dame, die Pension sei ausgebucht, an dem betreffenden Wochenende. Aha. Wir sind hier aufm Dorf. Wenn es sich um nette Stammgäste der Pension handeln würde, hätte mich die Wirtin angerufen. Tja, dann, viel Erfolg, bei der Suche, sage ich. Reicht für diese Woche.
***
Ich hätte dann gerne 18 Grad, blauen Himmel, fröhliche Menschen und keine besonderen Vorkommnisse in den nächsten Tagen.