Februar 2020, Halbzeit

Die Skifreizeit des Märzkindes habe ich genossen. Wir sind uns vorher ziemlich auf die Nerven gegangen. Nicht mit Absicht natürlich, im Moment ist es halt einfach manchmal so. Eine Woche Pause hat uns beiden gut getan. Sie fand es ganz toll und ist innerlich gewachsen in den paar Tagen. Jetzt geht’s wieder, das ist schön.

Kein Winter in Sicht, dadurch auch keine Skigäste in der Ferienwohnung.

Das war gut, denn ich hab mir gleich Anfang des Monats den Finger irgendwie angeknackst. Ein Kind ist von der Sofalehne in einem ungünstigen Winkel an mir vorbeigekullert. Durch den Schmerz in der Hand hat sich mein ansonsten routinierter Bewegungsablauf beim Betten beziehen anscheind verändert. Jedenfalls habe ich mir auch noch den Fuss am Bettpfosten gestoßen. Aber so richtig, arbeiten war nur im Energiesparmodus mit Unterstützung von Diclofenac möglich. Dann folgten drei Tage Schnupfen. Als ich kurz davor war einen Testamentvordruck auszufüllen, ist alles gleichzeitig besser geworden.

Ich hatte einen Berg liegen gebliebener Hausarbeit abzutragen. Dabei habe die Schneemänner mit auf den Dachboden genommen. Für Frühling schien es mir zu früh, so ist eine sparsame Übergangsdeko entstanden. Wegen Sturmwarnung, Blackoutgefahr und angeschlagenem Fuss hab ich die Streichhölzer gleich dazugelegt.

Die Zeugnisse waren besser als erwartet, darüber haben wir uns gefreut.

Der Liebste hatte ein Wochenende voll ehrenamtlicher „Arbeit“ bei einer Karnevals- und einer Superbowl Veranstaltung. Ich habe ein schönes Buch gelesen und einen schönen Film gesehen.

Das Märzkind war zum ersten Mal abends weg.

Möglicherweise haben wir am Natomanöver teilgenommen. Bei einem vormittäglichen Hundespaziergang im Nachbarort kreisten zwei Bundeswehrhubschrauber ziemlich tief über uns. Längere Zeit. Auf dem Heimweg flogen sie dann noch tiefer und auf unser Auto zu, mit geöffneter Seitentür. Ich weiß jetzt, warum die Viehherden auf Filmaufnahmen von oben immer weglaufen aber der Liebste fand’s toll. „Nutzen die mein Auto für Peilübungen? Wie geil ist das denn?“

Das Maikind kommt erkennbar müder nach Hause. Chaoslevel und Lautstärke in der Klasse haben sich erhöht.

Der Betreiber der Schulkantine hat gewechselt. Das Mittagessen ist deutlich leckerer, wurde mir berichtet. Außerdem wurde das Sortiment erweitert, es sieht aus, wie in einem Süßigkeitenladen. Pizza gibt’s jetzt in jeder großen Pause. Eistee kostet zwei Euro, das erscheint einem viel, aber, hej, ne kleine Flasche Wasser kostet ja auch eins fünfzig, das waren vorher achtzig Cent, und so gesehen. Finde den Fehler. Fun fact am Rande: In der Grundschule wird derzeit eine AG „gesunde Ernährung “ angeboten.

Der Hund war drei Tage durch den Wind, im wahrsten Sinne des Wortes. Orkantief Sabine hat uns beschäftigt. Es gab einen Tag schulfrei. Wir haben die Meerschweinchen evakuiert und den Garten aufgeräumt. Das Gewächshaus steht aber noch, und auch sonst ist nichts kaputt gegangen. Im Gedächtnis wird wohl nur ein Hundespaziergang der Kategorie „echt richtig windig“ bleiben. Der war witzig.

Ansonsten habe ich über meine politische Meinung nachgedacht. Als asthmatische Dieselfahrerin, verheiratet mit einem Imker der IGBCE Mitglied ist, bin ich moralisch flexibel und fühlte mich in der politischen Mitte wohl. Mit Blick auf Thüringen habe ich festgestellt, wenn das die Mitte ist, dann bin ich wohl doch linker als ich dachte.

Verschiedene leckere Sachen

Mein Wunschtraum vom Schulessen

Alle Kinder die nachmittags Unterricht haben nehmen sich einen Teller und bedienen sich am Buffet. Es gibt ganz normales essen, das vor Ort mit (vielleicht sogar mit regional verfügbaren) Lebensmitteln gekocht wurde. Eventuell zwei verschiedene Varianten zur Auswahl, dazu ein paar geschnittene Gemüse und Salatblätter die man mit Dressing überschütten kann, oder auch nicht. Eine Kantinenfachkraft steht in Rufweite bereit, um unauffällig die Portionsgrößenwahl zu beaufsichtigen, und bei Bedarf zu helfen ( Diabetes/Allergien usw.). So nebenbei könnte man da viel über soziales Miteinander und Ernährung lernen. Weil es so lecker wäre würden die Lehrer auch dort essen. Es könnten sich Gespräche ergeben, die sich für keinen wie Arbeit anfühlen. Ganz allgemein über Essgewohnheiten, über Lebensmittelmittelverschwendung und die Auswirkung, über religiöse Besonderheiten, über Berufe im Lebensmittelbereich. Das anschließende Tische abwischen könnte jeweils eine Klasse übernehmen, das wäre dann hauswirtschaftlicher Unterricht. Bezahlt würde das ganze vom Land, oder von der Stadt, oder von den Krankenkassen, oder vom Jobcenter, oder von allen ein bißchen. Es könnte ruhig auch einen Elternanteil geben. Denn schließlich sind doch alle dafür, dass regionale kleine Landwirtschaftsbetriebe überleben, dass es Jobs gibt, die auch Menschen mit Beeinträchtigungen erledigen können, dass Kinder gut essen und nicht immer dicker werden oder viel zu dünn sind, und daran, die Sache mit der globalen Erwärmung nicht zu beschleunigen.

Das würde mehr kosten, als 3,50 Euro pro Teller. Obwohl, wenn man da mal alles gegeneinander aufrechnet vielleicht auch nicht. Oder zumindest könnte es das wert sein.

Meine Hoffnung

Seien wir realistisch, dass Essen muss in portionierten Einheiten vorbestellt werden. Die Kantinenfrau muss morgens wissen, wieviel sie aus dem Froster holen muss, sie ist meist alleine. Aber wieso kann ich das nicht von zu Hause aus? Die Menüauswahl besteht sowieso nur aus „take it or leave it“ alternativ werden immer Schnitzelbrötchen angeboten. Eine Art Kadermanager für Schnitzelbrötchen muss doch technisch machbar sein. Mit der Übermittlung von derart sensiblen Daten würde ich mich natürlich ausdrücklich einverstanden erklären. Das Geld könnte ich auf eine prepaid-Karte laden, die die Kantinenfrau scannt. So eine Karte haben wir im Schwimmbad auch, da funktioniert es. Vielleicht wäre es sogar möglich, diese Karte online mit Geld aufzuladen. Das ist aber nur so eine verrückte Idee.

Und so isses

Dieser Zettel wird mir am Montag, den 21. überreicht. Er war also nicht am Freitag im Briefkasten der Grundschule. Es wird dem zu Folge am Donnerstag kein Pizzastück geben. Das ist natürlich meine Schuld, denn ich weiß ja wohl, dass es jede Woche so einen Essenszettel gibt und hätte da ruhig mal nach fragen können. Jetzt kann man nur hoffen, dass Lia und Marie ihre Portion wieder nicht schaffen und dem Julikind den Rest überlassen. Und die Brotdose am Donnerstag möge bitte sehr voll sein, mit sehr leckeren Sachen, verschiedenen leckeren Sachen, nicht nur Brot.

Ich verstehe den Unmut. Leider, ich habe das überprüft, hat die kleine Pizzeria im Ort mittags noch zu. Sonst hätte ich ihr was liefern lassen. Die nehmen Bestellungen nämlich für den gleichen Tag entgegen.