Nach einem Vormittag voller vorweihnachtlicher Kopfarbeit müssen wir dringend eine Runde raus.
Nicht weit vom Haus entfernt ist ein städtischer Mitarbeiter dabei, das Laub des öffentlichen Geländes zu entfernen. Uns fällt auf, das unsere Auffahrt in einem vergleichsweise schlechten Zustand ist. Im Vorbeigehen teilen wir das dem städtischen Mitarbeiter mit und machen im das Angebot, da doch direkt weiterzumachen.
Da wären wir heute die hundertsten, die ihm das anbieten. Es sollte natürlich nur ein Scherz sein, so ein bißchen Laub fegen schaffen wir schon selber. Man kennt sich und kommt schnell ins Gespräch. Der stätische Mitarbeiter, nennen wir ihn Kurt, ist nebenbei noch Jäger, Pferdehalter und Feuerwehrmann. Er ist gut zwei Meter groß und strahlt eine rustikale Herzlichkeit aus. Kurz, jemand, dessen Nummer einem einfällt, wenn draußen etwas ungewöhnliches passiert.
Man würde ja nicht glauben, was die Leute ihm so für Arbeiten anbieten. Letzte Woche zum Beispiel habe jemand angerufen „totes Reh im Gartenteich“. „Jo“, habe er da gesagt, „un?“. Dann wollten die, das er das wegholt, weil er ja Jäger sei. Aber so leicht es ja nun nicht. Was er denn dann damit machen solle, hat er den Anrufer gefragt. TBA (Tierkörperbeseitigungsanlage) koste ja richtig Geld. Da meinten die am Telefon, der Jäger würde dafür aufkommen. Aber erstens sei sein Revier gar nicht angrenzend. Außderdem befindet sich der Garten ja am Haus und somit in der Ortschaft. Die Ortschaft ist eine öffentliche Gemarkung. Das Reh ist ein wildes Tier und somit herrenlos. Daraus folgt? Kurt schaut uns an, der Liebste und ich schauen und gegenseitig an und haben keine Ahnung. „Richtig,“ sagt Kurt, „wenn ein wildes Tier innerhalb der Ortschaft tot umfällt, gehörts dem, auf dessen Grundstück es liegt.“ Wir schmunzeln, „was hast du gemacht?“, frage ich ihn, denn jetzt bin ich echt neugierig. Naja, er sei natürlich hingefahren. Er hatte den Eindruck es seien ältere Leute und da hilft man eben. Aufgemacht habe dann „ein Kerl wie du“, er nickt auf den Liebsten zu und schüttelt dann mit dem Kopf, einen längeren Moment lang. Selbstverständlich hat das Reh eine friedliche und gesetzeskonforme letzte Ruhestätte gefunden. Aber insgesamt wäre es schöner, wenn sich die Leute um die alltäglichen Kleinigkeiten mehr selber kümmern würden. Da stimmen wir aus vollem Herzen zu und gehen dann weiter.
Hinter der nächsten Kurve kommt die Frage „hättest du das gewußt?“ “ Nee, ich hätte auch irgendwen angerufen.“
Ein Kommentar zu „Draußen, zu Hause“