KW45/2021

Wir haben das Jenke-Experiment geguckt, letzte Woche. Ich bin schon oft daran vorbeigefahren, aber drin war ich noch nie. Der Bioladen im Nachbarstädtchen bietet ein ganz anderes Einkauferlebnis als der Supermarkt. Die Preise sind allerdings auch andere. Da müsste man sich erstmal dran gewöhnen. An den Geschmack haben sich aber alle sofort gewöhnt, der Unterschied macht nur um so nachdenklicher. Ganz nebenbei ein Weihnachtsgeschenk gefunden, für die mit dem Ernährungsplan.


Zum Fäden ziehen fährt er selber, sagt der Liebste, das geht, da brauch ich nicht den halben Vormittag warten. Gut, dann müsste er allerdings auf dem Rückweg ein bisschen was einkaufen. Kein Problem. Zwei Stunden später kommt er wieder und trägt Einkaufstüten in die Küche. Seltsam. Ich gehe hinterher, um den Einkauf auszuräumen – ein Reflex. Normalerweise arbeiten wir problemlos zu zweit in der Küche, aber die gewohnten Abläufe sind eingerostet. Wir sind wie dieses Ehepaar aus den Loriot-Sketchen.

Wir rechnen nach. 12 Wochen waren das, die der Liebste auf dem Sofa hat verbringen müssen. Die ersten drei Tage waren richtig schön, sagt er.


Ich pflanze die Erdbeeren um. Das wollte ich eigentlich Ende August schon, ich freu mich, dass es erledigt ist.


Das Maikind wünscht sich was zu Weihnachten. Da muss er dem Christkind aber einen screenshot schicken, weil, so wie er das beschreibt, ich glaube nicht, dass das Christkind das kapiert hat.

Ich bestelle im Computerversand. Der Liebste sitzt neben mir und erkundigt sich, was der Junge sich gewünscht hat. Ich weiß es nicht. „Aber, du bestellst das doch gerade“, sagt er. Sicher, aber ich hab keine Ahnung, was das ist, die Beschreibung sagt mir nichts. „Wie sieht es denn aus?“ „Weißte noch damals, wenn man im Auto die Bedienleiste vom Radio abgenommen hat, damit das keiner klaut, so ungefähr.“ „Zeig mal“, sagt er. Ich drehe den Bildschirm. Er guckt eine Weile und murmelt „tatsächlich, keine Funktion erkennbar, ein Dings – sieht aber nicht so aus, als könnte man damit Uran anreichern oder so, oder?“ „Nein, also, da bin ich mir sicher“.


Corona-Inzidenz liegt wieder über 100 im Kreis. Hatten wir nicht im Frühjahr Ausgangsbeschränkungen, ab 100? Ich weiß es nicht mehr. Da war allerdings auch noch keiner von uns geimpft. Mein Bauchgefühl sagt, über hundert ist nicht gut. Andererseits ist unser Alltag im Moment so dicht dran an normal, wie schon lange nicht. Diese Woche waren Kinder auf drei verschiedenen Geburtstagsfeiern, einer Übernachtungsparty und im Schwimmbad. Es passt irgendwie nicht zusammen, vom Gefühl her.

Ich klicke mich weiter durch die Nachrichten. Mit ein bisschen über hundert stehen wir tatsächlich sogar ganz gut da. Thürigen hat eine Inzidenz von 470, Bayern über 800. Wottsefack! 15 Millionen Leute, die sich hätten impfen lassen können, haben gesagt „och nö, lass mal“. Das war mir nicht bewusst. Wenn die Weihnachtsferien wieder bis Mai gehen wegen diesem scheiß, dann krieg ich Explosion.


Elternbrief vom Kultusminister, er bedankt sich, dass wir alle so fein mitgemacht haben, beim Wiedereinstieg nach den Herbstferien. Das hat gut funktioniert. Ab Montag müssen keine Masken mehr am Platz getragen werden und es werden zwei Tests pro Kind/Woche gemacht. In Quarantäne gehen nur noch diejenigen, die positiv getestet wurden. Sollte das passieren, muss der Rest der Klasse für die nächsten zwei Wochen täglich getestet werden, und während des Unterrichts Masken tragen. OK, also das gleiche Konzept wie im letzen Herbst: Wir nehmen einfach an, dass all diese Kinder morgens um kurz vor acht auf wundersame Weise vorm Schultor erscheinen, und hoffen das Beste.

Drei Tage später: Ergänzung zum Elternbrief vom Kultusminister. Da haben sie jetzt nochmal überlegt, so richtig supi ist das aktuell doch nicht. Es bleibt bei drei Tests pro Woche für die ungeimpften. Ein Test darf nie älter als 48 Stunden sein. Eindringlich werden alle, die die Möglichkeit haben, gebeten, sich impfen zu lassen. Ich bin ein bisschen erleichtert.


Morgens um 10 liegt noch eine dünne Eisschicht auf den Pfützen im Tal. Winter is coming.

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