KW 43/2021, oh oh & ein leises hohoho

Der Apfelsaft steht schon etwas länger in der Küche. Ich wollte ja sowieso mehr trinken, das ist doch eine gute Gelegenheit. Ich gieße mir den letzten Schluck mit Wasser auf und trinke noch vor dem wachwerden ein großes Glas Apfel….wurks. Beim vorletzten Schluck wird mir klar, so sollte es nicht schmecken. Eine sauer gespritze Schorle, Montag morgen um viertel nach sechs. Willkommen, neue Woche. Gut, dass ich das nicht in die Flasche vom Julikind gefüllt habe.


Der neue Klassenkamerad ist ein alter Bekannter, sagt das Maikind. Och nö.


Dieses Kapitel soll sie zusammenfassen, sagt das Julikind. Aber – ganz ehrlich – sie hat keine Ahnung, was da wichtig ist. Ich biete an, ihr das Kapitel nochmal vorzulesen, vielleicht kann sie es dann besser verstehen. Nein. Ich auch nicht. Wer bis jetzt noch gern gelesen hat, dem wird es mit dieser Schullektüre sicher vergehen. Das Buch stammt aus der Mitte der neuziger Jahre und wurde lieblos aus dem französischen übersetzt, Sätze schlängeln sich über fünf Zeilen, ohne irgendeine erkennbare Aussage. Sowas muss nicht reformiert oder digitalisiert werden. Das kann einfach weg, finde ich.


Das Julikind wollte ins Kino, am Samstag. Da braucht man einen aktuellen negativen Coronatest, wenn man nicht geimpft ist. Mit elf ist man nicht geimpft. Ich habe einen Termin im Testzentrum gebucht, der wurde mir per email bestätigt. Samstag morgen stellen wir fest – das Testzentrum gibt es nicht mehr. Da ist niemand, am genannten Ort zur vereinbarten Zeit. Planung wird kurz durcheinander geworfen. Das Julikind kommt sich „jetzt aber schon ziemlich verarscht“ vor.

Es wurde ein Testzentrum gefunden, dass samstags ohne Termine testet und sie haben es rechtzeitig geschafft. Aber, es war doch blöd genug, dass ich nachmittags eine Antwort auf die Bestätigungsmail vom Rathaus schreibe. „Herzlichen Dank für Nichts“ mit freundlichen Grüßen. Eigentlich nur für meine seelische Gesundheit, ich hatte keine Reaktion erwartet.

Montag nachmittag steht der Bürgermeister bei uns vor der Tür. Er entschuldigt sich beim Julikind. Sie bekommt erstmal eine Tüte Süßigkeiten und Kinogutscheine wird man ihr zuschicken. Als die mail auf seinem Tisch gelandet ist, habe er erst gedacht, da regt sich wieder einer auf, aber als er dann die Bestätigungsmail gesehen hat, das ist ja wirklich blöd gelaufen. Vielen Dank, dass ich mich gemeldet habe. Ich war die erste, die was gesagt hat. Das Testzentrum sei ja schon seit drei Wochen zu und sie haben alle links von ihrer Seite runtergenommen. Wie ich denn an diesen Termin gekommen sei? Über die Seite vom Kreis, das war ganz einfach. Oh ha, dann wurde da etwas übersehen. Eine Kleinigkeit eigentlich aber, man kann man nur hoffen, dass nicht allzu viele Leute Termine gebucht hatten und jetzt sauer sind, ohne was zu sagen.

Da hat sich das Nörgeln ja mal richtig gelohnt. Eine ganz ungewohnte Erfahrung. Wir freuen uns.


Ich höre einen Rettungswagen. Er fährt an unserem Haus vorbei, und kommt zurück? Das Geräusch hört auf. Ich wollte gerade mit dem Hund raus, ein Blick aus der Haustür – oh, oh. Die parken bei uns und gehen zum Nachbarhaus. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten, und wenn einer von beiden einen Arzt braucht, sind bestimmt beide in Not. Ich greife im Gehen ein Maske und informiere den Liebsten, dass ich erstmal drüben gucke, der Hund muss warten. Zum Glück muss ich nichts weiter tun. Die Nachbarin hat alles im Griff. Ich gehe wieder. Rettungseinsätze haben keinen Unterhaltungswert für mich.


Eine Ladung Apfelmus haben wir eingekocht. Ich staune, wie schnell das ging. Naja, der Liebste hat den ganzen Korb Äpfel alleine geschält, während ich draußen Sachen erledigt habe, daran könnte es gelegen haben. Es ist richtig lecker geworden. Während wir so zu dritt in der Küche stehen und unsere Schüsselchen aus dem 10 Liter Topf füllen, ergibt sich ein Gespräch.

Wir schließen ein Abkommen zur kalorienreduzierten Vorweihnachtszeit. Es wird Gebäck geben, aber nur jeweils eine Teller voll, wenn alle, dann weg. Ich hatte Bedenken, das könnte ungastlich sein. Ach was, sagen die anderen, Plätzchen sind hier so lecker, da kann man nicht aufhören und die Gäste wollen doch eigentlich auch nicht fett werden.


Als ich sagte „ich wechsele keine Winterreifen“ meinte ich, dass ich nicht einen Nachmittag lang mit Wagenheber und Drehmomentschlüssel in der Scheune verbringen möchte. Die Reifen ins Auto laden, damit irgendwo hin fahren, wo es eine Hebebühne und ein Schrauberteam gibt, das die Reifen aus dem Auto ausläd, innerhalb weniger Minuten tauscht und die Sommerreifen wieder ins Auto packt, das würde ich wohl machen. „Ach sooo“, sagt der Liebste. „Hä?“ sage ich, weil mir gerade erst klar wird, dass wir da aneinander vorbei geredet haben.


Warum ich ihn eigentlich seit neustem 10 Minuten später wecke, möchte das Maikind wissen. Tue ich nicht. Ich richte mich nach Küchenzeit. Wenn ich da um 6.58 Uhr losgehe komme ich um 7.10 Uhr in seinem Zimmer an. So groß ist das Haus nicht, da passt irgendwas nicht. Ich stelle mich auf den Flur und bitte alle, mir die Uhrzeit zuzurufen. Es gibt Differenzen von insgesamt 12 Minuten. Faszinierend, dass sie alle den Bus erwischt haben, sagt das Maikind. Wir lassen das erstmal so. Sonntag wird sowieso die Uhr umgestellt.


Weihnachtswünsche abgefragt. Sachen gedacht. Rumgegoogelt. Liste geschrieben. Hohoho. Mögen die Spiele beginnen.

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