Offensichtlich muss immer erst eine bestimmte Menge an chaotischem Zeug zusammenkommen, bevor es wieder besser werden kann. In dieser Woche wurde es zum Glück besser.
Der ganze Haushaltskram hat einen neuen Rythmus gefunden. Die Kinder haben sich die zusätzlichen Aufgaben so untereinander verteilt, dass man weiß, wer was wann macht, oder hätte machen sollen. Es ist doch einiges, was der Liebste sonst erledigt, ohne dass da groß drüber gesprochen wird.
Getränkekisten schleppe ich genauso ungern durch die Gegend wie Holz, habe ich festgestellt. Auf gut Glück schreibe ich, während ich auf das Julikind warte eine Nachricht in die Familiengruppe. Jemand soll schon mal den Tisch decken und jemand muss gleich die Getränkekisten aus dem Auto in die Garage räumen. Als wir nach Hause kommen steht tatsächlich alles fürs Abendbrot bereit. Das Pluseinskind geht an mir vorbei nach draußen. Ich gucke fragend. Er guckt auch fragend. Ich hätte doch gesagt, sie können sich aussuchen, wer was… das Maikind wollte lieber Tisch decken und er macht dann gerade mal das, was er sowieso immer macht… Ah so, sicher, gerne, Auto ist auf. Ich sage „dankeschön“, er sagt „aahhwas“. Das Pluseinskind arbeitet als Leergutautomat. 6 Kisten, sind „pffffff“, sagt er, und macht so eine abwinkende Handbewegung.
Der Liebste erhält volle Anteilnahme aus dem Freundes und Kollegenkreis. 6 Wochen nur auf dem Sofa liegen, so garnichts machen dürfen. Wirklich nichts, weil, er kann ja ganz offensichtlich nicht, meine Güte, dass will man sich garnicht vorstellen, man würde verrückt werden. Ähm ja, so gesehen ist mein Alltag gerade wie Ponyreiten im Sonnenuntergang. Ich kann alles und muss überhaupt nicht auf dem Sofa sitzen.
Ich habe in einer Woche eine ganze Tankfüllung verfahren. Das habe ich, glaube ich, noch nie.
Die Schule findet allmählich wieder in den Alltag. Diese Woche gab es den dritten Stundenplan. Beim Maikind bleibt es bei zwei kleinen Klassen. Freude! Es sah kurz so aus, als müsste man aufgrund von Lehrermangel eine große Klasse daraus machen. Theoretisch wäre das möglich gewesen. Praktisch ist es aber so für alle viel schöner.
Ich gebe zu, ich hatte da keinerlei Hoffnungen mehr. Umso mehr freut es mich, ja, fast habe ich das Bedürfnis, zur Feier dieses Ereignisses ein Piccolöchen zu öffnen. Im 17 Monat der Pandemie, nach nur zwei Schulschließungen, erhalten alle Lehrer*innen dienstliche Mailadressen. Man kann also, ohne vorherige Recherche, einfach so, nicht nur die Klassenlehrer, nein, sogar Nebenfachlehrer kontaktieren, wenn man das denn möchte. Das sowas geht.
Leider, erfahre ich auf dem Elternabend, sind diese Mailadressen so dermaßen sicher, das der Vorgang des Einloggens mehrere Minuten in Anspruch nimmt, vom Mobiltelefon aus sogar unmöglich ist. Kommunikation über die bisher genutzten privaten Mailadressen ist nicht mehr erlaubt. Man bittet um Verständnis, dass sich dadurch die Reaktionszeit entsprechend verzögert. Die versammelten Eltern entscheiden, dass wir alle ausreichend befreundet sind, um diesen whattsappchat mit Klassenlehrer solange weiter zu betreiben, bis es amtlich verboten wird. Datenschutz. Als ob die Leherer*innen nicht sowieso mitbekommen würden, was so los ist, bei den Blagen.
Es wurden neue Codes für die offizielle Lernplattform generiert. Yeah! Da hätte das Maikind dann im Ernstfall, von dem wir natürlich nach wie vor hoffen, dass es dazu nicht kommt, tatsächlich eine Chance sich wieder in Online-Unterricht einzuloggen. Nach drei Wochen Totalausfall im Mai.
Bienenfutter ist ausverkauft. Überall, in der echten Welt. Das ist blöd. Verschiedene Überlegungen laufen.
Abends, bei der letzen kleinen Hunderunde begegnet mir ein Feuersalamander in XL. Feuersalamander begegnen mir öfter, aber nicht in dieser Größe. Ich staune. Morgens, bei der großen Hunderunde begegnet mir ein Eisvogel. Den kenne ich nur aus der Bierwerbung. Ich wußte garnicht, dass es die hier gibt, am Flüsschen. Vielleicht sollte ich mir mal angewöhnen, eine Kamera mitzunehmen. Das glaubt einem ja sonst keiner, so dermaßen idylisch ist das.
Ein Kommentar zu „September 21, Halbzeit“