Regenwetter zum Schuljahresende

Wir nähern uns den Sommerferien. Der Liebste und das Märzkind haben schon frei. Morgens nur zwei Kinder in die Schule zu schicken fühlt sich seltsam an.


Wir verbringen ein bisschen Zeit im Garten. Dabei kommt uns eine Gestaltungsidee. Wir könnten erstmal alles rausräumem und rupfen, was keinem gefällt, vielleicht sähe es dann schon anders aus.


Ich bekomme einen Brief vom Energieversorger. Der Fahrtkostenantrag, den ich damals gestellt hatte, als das Maikind Praktikum gemacht hat, der wurde bewilligt. Man wird mir Geld überweisen. Ich freue mich. Wow, ich freue mich sogar sehr, stelle ich fest, als ich sehe, wieviel Geld man mir überweisen wird. Kein Wunder, dass man dieses Formular aktiv anfordern musste.

Ich bekomme einen Brief von der weiterführenden Schule. Alle Unterlagen sind da, man freut sich mitteilen zu können, dass das Märzkind damit offziell angenommen ist. Schulstandort wird das Städtchen sein. Ab der Sekundarstufe zwei werden die Fahrtkosten nicht mehr vom Schulträger übernommen, man möge sich kümmern. Mööööp! Wobei, sehen wir es mal so: unterm Strich wird uns das Hessenticket somit 62 Euro kosten. Ein Schnäppchen, quasi.


Alle unter 18 Jahren dürfen alle Freibäder im Landkreis umsonst nutzen, bis zum Ende der Saison. Finanziert wird das aus den Mehreinnahmen durch die Corona-Bussgelder. Da hatte doch mal jemand eine gute Idee, die Kinder freuen sich. Man könnte selbstständig, mit dem Bus oder dem AS-Taxi ins Städtchen, sich da mit Leuten treffen und schwimmen gehen, für umme, es tun sich Möglichkeiten auf. Welche Freibäder gibt es denn sonst noch im Landkreis? Wir werden jedes einzelne mindestens einmal nutzen. Schönen Dank auch, ihr Maskenverweigerer.


Der Wetterbericht meldet Regen. Ergiebigen Dauerregen, im Warnbereich rot. Der Liebste sichert das Kellerfenster. Abends gegen halb zehn geht es los. Jo, da kommt ordentlich was runter. Der Hund ist nach den paar Metern Spät-Gassi-Runde klatschnass. Der Liebste läuft mit der Taschenlampe ums Haus. Während der letzten Starkregenereignisse war er nicht zu Hause, jetzt sieht er mal selber, wie das Wasser läuft, aus dem Garten, ums Haus und zum Glück nicht mehr genau in den Keller, die Graben- und Deichanlagen wirken.

Trotz Unwetter schlafe ich ganz wunderbar und staune am nächsten morgen. Das Bächlein im Tal, in dem der Hund gern tobt ist ein Fluss geworden, die Wiese ist teilweise überschwemmt. Ein kurzer Schreckmoment, der Hund hat anscheind nicht wahrgenommen, dass die Brücke, von der er sonst fröhlich ins Wasser spingt, heute nicht begehbar ist. Geradeso schafft er es wieder raus. Das war knapp. Wir gehen lieber wieder.

Wasser rauscht unter jedem Gullideckel. Vor dem Haus kann man hören, wie das Wasser ins nahegelegene Regenrückhaltebecken fließt. Kleine Wasserläufe im Wald sind über Nacht Bäche geworden. Wir dachten, wir hätten viel Regen gehabt, bis wir die Bilder aus NRW sehen. Plötzlich fühlen sich die 40 Liter Wasser, die wir letzte Woche aus dem Keller gewischt haben ganz anders an.


Eine Strickjacke und ein Schlafsack hängen da, seit Tagen, ohne zu trocknen. Fast alle Schuhe dieses Haushalts sind mit Zeitungspapier ausgestopft, und, gibt es eigentlich noch ein trockenes Handtuch? Ist mir egal, dass Mitte Juli ist, ich mache jetzt den Ofen an.


Die Zeugnisse der Kinder sind richtig gut, stellen der Liebste und ich kopfschüttelnd fest. Wir erinnern uns an die Stimmung anfang des Jahres, die Untergangsrhetorik einzelner Lehrkräfte. Da waren wir hier alle so mit den Nerven runter, dass wir innerlich einen Haken an dieses Schuljahr gemacht hatten. Es schien nicht schaffbar, beim besten Willen nicht. Jetzt klopfen wir uns auf die Schultern. Wenn man nur die Zeugnisse betrachtet, funktioniert es zu Hause besser als in der Schule, fast. Was man nicht sieht, auf dem Papier, ist die Erschöpfung.

Und? Wenn wir, als Eltern diesem Schuljahr eine Note geben könnten? Der Liebste und ich sind uns schnell einig. Ungenügend. Das ist allerdings den herausragenden Leistungen einzelner Lehrkräfte zu verdanken, die sich Wissen angeeignet und Equipment beschafft haben, die bereit waren, datenschutzrechtliche Grauzonen zu betreten, und unter ständig wechselnden Bedingungen ihren Job einfach immer weiter gemacht haben. Was die Qualität des Distanzunterrichts angeht, da geht die Tendenz Richtung „erbärmlich“. Ich wüßte ehrlich nicht, was da noch schlechter hätte laufen können. Man kann nur hoffen, dass man den nie wieder brauchen wird.


Sommerferien. Juhu. Oder? Es fühlt sich garnicht so an. Könnte auch ein Lockdown sein. Beim Mittagessen nach dem letzten Schultag sitzen zwei Freundinnen des Julikinds mit am Tisch. Der Klassenlehrer habe gesagt, er wäre eigentlich dafür, dass sie online Unterricht machen, während der Ferien. Das war ein Scherz, da hat der doch selber keinen Bock drauf, mit Sicherheit nicht, die drei sind sich einig, aber alle gucken mich fragend an. Jetzt ist 6 Wochen lang garnix, da kann sie beruhigen. Fröhlich giggelnd verschwinden sie nach draußen. Abends um halb neun kommt das Julikind wieder rein, wegen Hunger. So soll das.

Endlich Ferien.

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