Das habe ich aber völlig unterschätzt. Wäre es ein Sonntag nachmittag im Juli, würde man sagen, gut was los, hier. Für einen Mittwoch abend bei regnerischen fünf Grad ist es schlicht der Wahnsinn. Die Talsperre läuft über, das haben wir alle, obwohl wir nur eine halbe Stunde weg wohnen, noch nie gesehen. Hunderte andere anscheind auch nicht. In den zwanzig Minuten, die man braucht, um einmal hin und her zu laufen, sehe ich mehr Menschen, als im ganzen letzten Jahr zusammen.
Der Geruch von frisch frittierten Pommes… der Blick auf die Warteschlange. Auf dem Rückweg halten wir am Supermarkt. Dieser Ferientag endet mit 2 Kilo Pommes und drei Packungen Dinosaurier-Nuggets, dazu gab es technische Erkenntnisse und einen kurzen Einblick in die regionale Geschichte. Es ist eigentlich ganz spannend, das hier auch Geschichte passiert, sagen die Kinder.



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Eine Einverständniserklärung und eine Wäscheklammer braucht das Märzkind am Montag, und Julikind am Dienstag entnehme ich dieser Elterninfo. Unsere Wäscheklammern sind zum Teil im Aussendienst, der andere Teil seit Jahren im Keller, für repräsentative, medizinische Zwecke somit eher weniger geeignet. Zum Glück finde ich noch ein neues Päckchen, ich freue mich, dass ich die Kinder nicht mit abgerockten Wäscheklammern zum Coronatest schicken muss. Eine Sekunde später kommt mir das albern vor. Man sollte meinen, irgendwer würde der Schule einen Hunderterpack Wäscheklammern organisieren. Die Mutti-Zettel mit Wäscheklammern dran wandern von einer Ecke in die andere, schließlich klammere ich sie persönlich in die Schultaschen der Mädels. Vielleicht erfindet eines Tages ja mal jemand eine Methode, sich ohne Zettel mit etwas einverstanden zu erklären.
Das Maikind bleibt im Distanzunterricht, theoretisch. Das Praktikum findet statt. Nur aus Spaß frage ich nochmal nach: Wechselunterricht für die achten Klassen wird als zu gefährlich betrachtet, aber wenn sich der komplette Jahrgang, ohne Schnelltests, auf Betriebe/Werkstätten/Einrichtungen/Büros im ganzen Landkreis verteilen ist es OK? Klassenlehrer sagt: So siehts aus, leider. Hat das Schulamt entschieden. Es ist einerseits toll, dass das klappt, weil das Maikind seit vier Monaten immer nur zu Hause ist und sich wirklich auf dieses Praktikum freut, andererseits waren es heute über neunundzwanzigtausend Neuinfektionen.
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Die Konfirmation hatte ich innerlich abgehakt und eigentlich darauf gewartet, dass jemand anruft um mir schonend beizubringen, dass es nichts wird. Den anderen Müttern, (die Organisation liegt in allen Haushalten bei den Müttern) geht es genauso. Als ich erfahre, dass der Kirchenvorstand eine Sitzung einberufen hat, um diesen Gottesdienst rund um die Bestimmungen schön für uns hinzubekommen, bin ich überrascht. Wenn wir also verschieben wollen würden, müssten wir das jetzt sagen. Nachfrage beim Maikind. Verschieben kommt nicht in Frage. Die Diskussionen mit den Mutterkolleginnen dauern bis in den Abend.
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Sind das Halsschmerzen? Räusper. Jo, aber nee. Ich weiß wirklich nicht, wann ich das letzte Mal soviel gesprochen habe, an einem Tag. Und so ohne irgendein Ergebnis.
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Anruf beim Praktikumsplatz: Wie hätten Sie es denn gern, mit dem Coronatest? Man appeliere in erster Linie immer und überall an den gesunden Menschenverstand der Mitarbeiter, sagt man mir. Alle achten aufeinander und wer krank ist, bleibt zu Hause. Ansonsten die üblichen Hygienesachen. So sei man gut über das letzte Jahr gekommen. Klingt vernünftig. Wir müssen am Samstag nicht zum Bürgertest.
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Märzkind hat Krankengymnastik, ich gehe solange einkaufen. Die Vorrät wieder aufstocken. Wenn ab nächster Woche drei von fünf regelmäßig getestet werden, wird wohl früher oder später eine Quarantänesituation eintreten.
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Die anderen Eltern würden dann den Konfirmationstermin gerne verschieben. Wohin weiß keiner.
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Die bestellten Arbeitsklamotten sind nicht angekommen. Der Liebste hätte einen Weg und erkundigt sich im Baumarkt, ob man denn privat vorbeikommen könnte, um welche zu kaufen. Heute sei das noch möglich, sagt der Mann am Telefon. Morgen hätte besser gepasst, aber lieber nicht zu weit in die Zukunft planen.
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Von den Osterferien hatte ich mir ein wenig Erholung erhofft. Weiß ich auch nicht mehr, wieso.