Heute vor einem Jahr, da war sie auf Skifreizeit, sagt das Märzkind beim Hundespaziergang.
Am Wochenende danach hatte sie diese ungewöhnlich heftige Erkältung. Wir haben Witze gemacht, weil sie nichts schmecken konnte. Darüber haben wir öfter nachgedacht, dieses Jahr.
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Am vierzehnten Schultag des zweiten lockdown im zwölften Monat der Pandemie schickt die Schule eine Schulordnung für den Distanzunterricht. Interessant. Ich hätte es schön gefunden, wenn seitens der Schule über den Sommer schon geklärt worden wäre, welche Lernplattform im Lockdownfall genutzt werden soll und die entsprechende online-Nettikette mit den Schülern besprochen und geübt worden wäre. Aber 10-jährigen mit Strafverfolgung zu drohen geht natürlich auch. Ganz allgemein wäre es wünschenswert, wenn dieser distanzierte Ringelpietz eine Qualität hätte, die von den Kindern als Unterricht wahrgenommen werden könnte. Dann würden die Blagen vielleicht gar nicht darauf kommen, den Autopilot einzuschalten und sich erstmal Frühstück zu machen. Ich unterschreibe diese Schulordnung so nicht. Mit freundlichen Grüßen, ich glaube es hackt.
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Um viertel nach acht kommt das Maikind rein. Da hat er jetzt seinen Distanzunterricht verpasst. Das ist natürlich meine Schuld, ich hätte ihn wecken müssen. Ja, um halb neun, sage ich. Nee, um halb. Das ist diese Woche anders, hat er doch wohl gesagt. Zum Glück ist das nur Deutsch, da isses sowieso egal. Ich müsste da was erzieherisches sagen, das ist mir klar. Allerdings habe ich bisher von keiner einzigen Lehrkraft des Maikinds irgendetwas gehört. Nichts. Ich kenne keinen Stundenplan und ich weiß nicht, ob er die Aufgaben hochläd. Gut möglich, dass er Recht hat.
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Es tut mir leid, alles was ich über Parabelverschiebungen noch weiß ist, dass ich das konnte. Frag pluseins, ob der das kann.
Zinseszinsrechnung, da gibt es eine Formel für, ich bin mir sicher.
Präteritum ist ging, nicht gang.
Die können doch nicht einfach sagen, die Frist endet in drei Tagen. Da muss man doch vorher mitteilen, dass es eine Frist gibt. Auf der Internetseite steht Fristende 31. März. Was gilt denn nun? Ein Anruf. Fristende für diesen Teil der Bewerbung ist Ende Juli. Wir haben gar kein Problem, oder doch. Die Bewerbung ist garnicht eingegangen? Gut, dass wir nochmal nachgefragt haben. Wie kann das sein? Ist ja auch egal, muss neu.
Die Deutschlehrern ruft an. Das Maikind hat den Unterricht versäumt. Außerdem fehlen noch zwei Hausaufgaben. Ich bedanke mich für den Anruf, ist schön, mal was zu hören. Ohne feedback wäre da ab hier auch nichts mehr zu wollen gewesen.
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Wäsche aufhängen im Keller – 10 Minuten Ruhe – an garnichts denken – eine Aufgabe bis zu Ende bringen. „I`m going to the zoo, uuuuhhuhuhhuhhhh“ Neeeeiiin! Das Hirn spielt Track 15 von der workbook CD ein.
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Mit den Stoffmasken konnte ich nicht gut atmen, einkaufen ging aber. Zum Glück habe ich das zu Hause noch ausprobiert, denn mit diesen OP-Masken kann ich schlecht atmen, stelle ich fest. Da muss ich Medikamente nehmen. Keine Ahnung, ob die irgendwas chemisches ausdunsten? Nachmittags ist im Supermarkt nicht viel los. Wenn man die einzige Person auf dem ganzen Parkplatz ist, gilt dann trotzdem Maskenpflicht? Ich sag mal, nö, und räume das Auto ohne ein. Meine Konsumlaune ist auf dem Nullpunkt angekommen.
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An einem Nachmittag fallen 10cm Neuschnee. Das hatten wir so schon lange nicht. Der Schnee geht in Regen über und alles ist schnell wieder weg.
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Wir machen einen Hundespaziergang zum Flüsschen. Das führt sehr viel mehr Wasser als im Sommer. Und es fließt auch beeindruckend schnell. Wenn man von der Hängebrücke aus nach unten sieht , fühlt es sich fast ein bisschen an wie auf der Achterbahn.
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Im Distanz-Konfirmanden-Unterricht ist das letzte Abendmahl Thema. Das Maikind soll etwas backen und das einer einsamen Person vorbeibringen. Unter Beachtung der allseits Bekannten Regeln, natürlich. Das Maikind möchte gern der Ur-Oma im Städtchen was bringen, die beiden haben sich seit Sommer gesehen. Beide freuen sich. Allmählich wir die Oma mutiger. Ein Jahr alleine ist genug.
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Wer möchte kann freitags, bei Einbruch der Dunkelheit eine brennende Kerze ins Fenster stellen. Zum Gedenken der Corona-Opfer und als Zeichen des Zusammenhalts oder der Hoffnung, ich hab gar nicht so genau mitbekommen, was der Bundespräsident da gesagt hat. Ist aber eine schöne Idee, finde ich. Unsere Fenster sieht man von der Straße nicht. Eine Laterne in der Auffahrt tut es auch. Zwei positiv Fälle Ü80 kennen wir diese Woche. Und ein bisschen Hoffnung auf Besserung haben wir nötig.
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Januar in Bildern