Samstag morgen ruft die Grundschulklassenlehrerin an, meine Fragen könne man schwer in drei Sätzen beantworten, so sei es einfacher.
Schulpflicht bestehe ja die ganze Zeit. Es werde zwei Klassen – Gruppen geben. Wer die unterrichtet hängt mit davon ab, ob Lehrer im Lauf der kommenden Woche für systemrelevant erklärt werden. Ansonsten ergebe sich ein Problem in der Kinderbetreuung. Geplant sind 20 Unterrichtsstunden in der Woche. In der Schule gibt es zwei Waschbecken, die mit funktionstüchtigen Seifenspendern ausgestattet sind. In der Notbetreuung waren während der Ferien nur wenige Kinder, man habe allerdings da schon feststellen können, dass das eher nicht ausreichen wird. Die Schulleitung telefoniere nach Seife, schön wären auch Einweghandtücher. Im Unterricht werde nach Möglichkeit Abstand gehalten, auf dem Schulhof wird das, wenn man ehrlich ist, nicht einzuhaltenden sein. Im Bus sowieso nicht.
Ich bedanke mich für diese ehrliche Rückmeldung. Butter bei die Fische.
„Würden Sie es persönlich nehmen, wenn ich das Hygienekonzept für unzureichend halte und mein Kind nicht schicke?“
Nein, überhaupt nicht. Eher im Gegenteil, ganz im Stillen hoffe man darauf, dass Eltern sich quer stellen und dieses Problem dadurch Aufmerksamkeit erhält.
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Der Landkreis verlängert sein Zweitwohnungs-Nutzungsverbot bis zum 4. Mai. Parkplätze an Seen wurden gesperrt.
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Corona Nachdenklichkeit bei mir, irgendwas passt doch da nicht.
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Im letzten Jahr haben wir die Löwenzahnblüte verpasst, das darf nicht wieder passieren. Das Maikind hat seit Tagen die Wiesen im Blick. Er sammelt einen großen Topf voll. Das gibt 15 Gläser Gelee, genug bis zum nächsten Jahr.


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Das Frisörpaket kommt an. Salon „Affenfelsen“ eröffnet.
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Die von mir gekaufte Menge Rindenmulch ist nicht annähernd ausreichend. Der Liebste amüsiert sich. Er würde dann diese Woche mal mit dem Hänger fahren. Man könnte statt Mulch ja auch Hackschnitzel in hell, dunkel oder rötlich verwenden. Ähm, jo, überrasch mich einfach. Garten Entscheidungen überfordern mich.
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Eigentlich wollte ich keine Masken nähen, weil, also, entweder braucht man Schutzkleidung oder nicht. Es erreichen mich aber immer mehr Anfragen, ob ich das denn können könnte. Ich könnte schon. Das Netz ist voll von Anleitungen, die hunderttausendfach geklickt werden. Mittlerweile kenne ich zwei Varianten, die nicht bequem sitzen.
Gummibänder, jahrelang schlummerten sie halb vergessen ganz unten im Nähkörbchen. Als wir dachten Mehl und Klopapier seien schwer zu bekommen wussten wir einfach noch nicht, wie gern wir Gummibänder kaufen wollen würden.
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Im Grundschul – Elternchat wird um Rückmeldung gebeten, wer denn nächste Woche seine Kinder zum Unterricht schickt, gerne mit Feedback.
Ich werde das Julikind nicht schicken. Es geht mir ums Prinzip. Zwei funktionstüchtige Seifenspender sind meiner Meinung nach kein strenges Hygienekonzept und das sage ich auch so. Es war gar keine Frage, aber eine Mutterkollegin antwortet darauf.
Wasser und Seife reichen aber in der Regel aus. Ich möchte nicht, dass meine Kinder mit Desinfektionsmittel hantieren und Mundschutz tragen, dafür gibt es keinen bestätigten Nutzen. Die sollen keine op am offenen Herzen durchführen, sondern was lernen.
Danke dafür. Ich kann dieses mulmige Gefühl, dass ich die ganze Zeit hatte jetzt einordnen.
Tatsächlich denke ich auch, das Wasser und Seife extrem viel bewirken. Wenn sie denn angewendet werden, an Händen, auf Tischen, Stuhllehnen, Haltegriffen, geteilten Materialien, gründlich, mehrmals pro Woche. Vielleicht empfindet man es als so selbstverständlich, dass man es nicht mitteilen muss, aber ob Busse und Gebäude derzeit häufiger oder anders gereinigt werden als normal hat noch niemand kommuniziert.
Das mulmige Gefühl ist Angst, vor ignoranter Dummheit.
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Erleichterung, endlich weiß ich, was mit mir los ist. Und ich habe auch kein schlechtes Gewissen mehr, dass ich dem Julikind Kontakte vorenthalte.
Danke, an alle, die so selbstverständlich Rücksicht nehmen auf Vorerkrankte und Angsthasen.