Tag 30 bis 33, fast wie Ferien

Der Sommer ist zurück. Innerhalb von zwei Tagen ist die Hecke vorm Haus blickdicht geworden.

Der Liebste hat Honigräume aufgesetzt, also, auf die Bienen. Ich habe den Bestand an Gläsern und Etiketten durchgesehen. Es ist wieder Dürre angesagt, man kann eigentlich unmöglich schätzen, wie viel wir brauchen werden.

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Ich habe versucht mit einer Bestellung den örtlichen kleinen Buchhandel zu unterstützen. Leider waren meine Bezahlmöglichkeiten nicht systemkompatibel. Tja, zwei Klicks nebenan waren sie es, so leid es mir tut.

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Das Märzkind hat sehr konkrete Vorstellungen, wie eine kurze Hose in diesem Jahr auszusehen hat. Ich habe wenig Hoffnung, gebe aber zum Spaß ihre Erwartungen mal in die Kleinanzeigen des Auktionshauses ein. Siehe da, es gibt sogar zwei. Meine Bezahlmöglichkeiten werden akzeptiert und drei Tage später kommen zwei fette Briefumschläge an. An beiden Hosen sind die Etiketten noch dran. Da kam der Sommer wohl ein Kilo zu früh… Glück für mich, sie passen und gefallen.

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Das Maikind ist wieder aufgetaucht, ich freue mich. Natürlich war er genauso zu Hause wie wir alle, hat sich aber irgendwie unsichtbar gemacht. Als ich mal vorsichtig bei ihm reingeschaut habe, saß er am Schreibtisch über Englisch. Ich begann, mir Sorgen zu machen. Gestern hat er mir das Deutschbuch auf den Esstisch geworfen und gemurmelt, dass das alles ziemlicher kackmist sei. Er kann mir jetzt fast in die Augen gucken und seine Stimme klingt irgendwie anders. Dieses stille vor sich hin pubertieren ist mir immernoch fremd. Wenn bei den Mädels Türen knallen und die Fetzen fliegen mache ich mir nie Sorgen.

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Bei der Abend-Hunde-Runde im Wald rascheln Blätter am Hang gegenüber. Die beiden Rehe, die mir sonst mehrmals in der Woche begegnen, habe ich schon länger nicht gesehen, fällt mir auf. Suchend schaue ich in die Richtung, aus der das Geräusch kam.

Wow!

Das sich so ein großes Tier so leise bewegen kann ist erstaunlich. Eine Hirschkuh schaut in meine Richtung. Zwei weitere stehen ein Stück höher. Drei sogar, wenn sie still stehen kann man sie kaum erkennen, in dieser Umgebung. Die Ohren bewegen sich permanent, der Rest des Tieres garnicht. Sie schaut in Richtung ihrer Kolleginnen „ich schwöre, da war was“, scheint sie zu sagen. Der Hund und ich stehen ganz still. Die anderen Hirsche horchen jetzt auch. „Du wieder“, sagen sie und laufen in aller Ruhe den Hang hoch Richtung Wiese. Sehr beeindruckend.

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Weil ja jetzt kaum noch Autos fahren pinkeln die Rennradfahrer einfach so am Straßenrand. Man will das gar nicht so im Detail sehen, aber es ist wie ein Unfall, man guckt automatisch hin. Es sind immer Rennradfahrer. Wahrscheinlich können die dünnen Reifen nur auf Asphalt fahren. Mountainbiker hab ich noch nie pinkeln sehen.

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Mittwoch kommt die Nachricht, dass alles noch so bleibt wie es ist, Kontaktverbot bis zum 4. Mai. Da hatte ich mit gerechnet, es ist OK.

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Das Märzkind leidet zunehmend unter unser aller Frisuren. So sehr, dass es vielleicht sogar mehr Erkenntnisse bringt, als es das ausgefallene Betriebspraktikum gekonnt hätte. Ich bestelle etwas im Frisörversand.

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Donnerstag erhalte ich eine Mail der Grundschul-Klassenlehrerin. Sie sei angehalten, mal nachzufragen, wer aufgrund eigener Erkrankungen oder Erkrankungen im direkten Umfeld ein erhöhtes Risiko habe, wenn denn die Schule wieder losgeht. Risiko wird nicht weiter definiert, kein Plan erkennbar, ich reagiere nicht.

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Freitag morgen teilt das Julikind mit, ihre Freundinnen hätten gesagt, für sie gehe übernächste Woche die Schule wieder los. Ich weiß von nichts und gehe von einem Missverständnis aus. Mittags zeigt die Vertretungsplan app dann auch bei mir eine Nachricht.

Die vierten Klassen der Grundschule haben tatsächlich, wie die Abschlussklassen ab 27. April Schule. Die Klasse wird geteilt, daher wird ein anderer Stundenplan gelten, außerdem natürlich strikte Hygiene und Gesundheitsregeln.

Für die anderen Klassen werden im Hauptgebäude Materialtische aufgebaut, an denen bearbeite Unterrichtsmaterialien abgegeben und neue abgeholt werden können.

Bitte? Was soll das denn für eine Information sein?

Ruhe bewahren.

Der Grundschulelternchat beginnt zu brodeln. Die einen haben Großeltern im Haushalt, die anderen würden die Blagen gerne einfach wieder abgeben. Niemand hat Lust bis zu den Sommerferien homeschooling anzubieten. Aber die meisten haben den Eindruck, es handelt sich hier um irgendeine Art von Versuch. Der Elternbeirat, ach, der hat eine Meinung. Ich hätte gerne Informationen, die es gegebenenfalls erlauben, anderer Meinung zu sein.

Es sagen ja dauernd alle, man könne sich an die Klassenlehrerin wenden, das hat bis jetzt auch wirklich gut geklappt. Ein bisschen tut sie mir leid, weil ich vermute, dass sie es auch nicht weiß. Trotzdem möchte ich gerne folgendes wissen:

Besteht Schulpflicht?

Wird Unterricht stattfinden, oder soll „nur“ der Ablauf einer Wiederaufnahme unter anderen Bedingungen geprobt werden?

Was bedeuten „strikte Hygiene und Gesundheitsregeln“ konkret?

Gibt es genug Material um diese Regeln verlässlich umsetzen zu können?

Was genau ist mit geändertem Stundenplan gemeint?

Wird dieser Stundenplan mit der Bustaktung abgestimmt?

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Wer mir Informationen im „schaunwama dann sehnwaschon“-Stil zukommen lässt, kann sich ab jetzt auf Rückfragen gefasst machen.

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Fortsetzung folgt

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