Dieser Moment, zwischen Traum und Wirklichkeit.
Das Hirn wird als erstes wach, und glaubt sofort zu wissen, was los ist:
Du musst nach der Heizung gucken. Hört sich nicht gut an. Hoffentlich ist es etwas das in der Betriebsanleitung vorkommt. Sooonst hamm wa n Proobleeehm.
Ein Fünkchen Verstand schaltet sich ein: Quatsch, die Heizung läuft.
Dann hat sich der Zeitungsbote ein Bein gebrochen und liegt jetzt draußen, behauptet das Hirn.
Wir bekommen gar keine Zeitung. Der Verstand würde gern noch weiterschlafen.
Tja, dann hatte der Nachbar auf dem Weg zum Auto einen Herzinfarkt und stirbt gerade unterm Carport. Das wäre ungewöhnlich. Aber das Geräusch ist merkwürdig.
Im Halbschlaf krabbele ich über das leere Bett neben mir, ziehe den Rolladen halb hoch und öffne das Fenster ganz.
Ach so! Der Verstand ist erleichtert. Keine Handlung erforderlich. Es ist nur ein Hirsch.
Ich krabbele zurück unter die Decke und mache das Licht an. 2 Minuten vor sechs. Einschlafen lohnt sich jetzt nicht mehr, das Licht mache ich trotzdem nochmal aus.
Ein wirklich beeindruckendes Geräusch. Obwohl, es erinnert mich ein wenig an das Kleinkind, das in den Ausgießer der Gießkanne brüllt und sich über den Schall freut. Oder an den Gesang eines angetrunkenen Schützenbruders weit nach Mitternacht. Aber in einer eher majestätischen Version. Eigentlich mag ich die Natur, gerne sogar, nur morgens vor sechs Uhr, könnte die Idylle etwas leiser sein, finde ich. Naja, Luxusprobleme, die man so hat.
Ich denke an die Wanderer, die 20 Euro für den einen Platz auf der zugigen Aussichtskanzel bezahlen. Da hab ich es doch wirklich besser.