KW 49/50 2022, Endspurt

Die anderen: Fahrschule, Vorstellungsgespräch, Einstellungstest mit anschließendem Vorstellungsgespräch, Klassenarbeiten (viele), Termin bei der Studienberatung, Klausurersatzleistungen, Abschlusspräsentation, Schichtplanänderungen

ich: das drumherum und den ganzen Rest

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Es ist noch garnicht richtig hell im Wald. Ein sanftes Nieselregen-Geräusch auf meiner Kapuze, Nebelschwaden wabern den Hang runter und „och guck, ein Steinbock“ sagt die innere Stimme. Äh, hier gibts gar keine Steinböcke. Im Advent lese ich immer was von Astrid Lindgren, Ronja Räubertochter dieses Jahr. Graugnome, Dunkeltrolle, an so einem morgen scheint alles möglich. Ich blinzele zweimal, der Nebelschwaden lichtet sich und da am Hang steht, völlig bewegungslos ein Mufflon-Bock. Real, aber leicht zu übersehen. Der Hund guckt mich fragend an. Alles gut, wir gehen weiter.

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Einlass um 16 Uhr steht auf den Eintrittskarten. Um 16.03 Uhr ergattern wir zwei der letzten etwa 20 freien Sitzplätze auf der Tribüne. Der Veranstalter bittet die Gäste freundlich, doch noch etwas zusammenzurücken, die Treppen müssen nämlich unbedingt frei bleiben. „Möchtest du noch irgendwas?“, frage ich Julikind. Letzte Chance. Nee, diese halbdurchgebackene Laugenstange ohne Salz eben, die habe ihr gereicht, sagt sie. Wir rücken zusammen, bis sich wirklich alle unwohl fühlen.

Sportakrobaten machen den Anfang, wow, das sieht alles aus, wie im Fernseh. Julikind und ich nicken voll Bewunderung. Danach folgen verschiedene Kinderturngruppen, die zu amerikanischen Weihnachtspartyliedern Purzelbäume machen und mit adventlichen Requisiten winken. Eine Gruppe fröhlich tanzender erwachsener Elfen animiert das Publikum zum mitklatschen. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen möchten. Gerade als ich beschließe, dass es wohl für alle am Besten wäre, ich gehe aufs Klo und schließe mich eine halbe Stunde ein, ist die Darbietung zu Ende. Der leicht frustierte, leuchtende Weihnachtsstern der hier durchs Programm führt betritt die Bühne. Ich seufze, so leise ich kann, aber, ganz ehrlich, das halte ich nicht noch eine Stunde lang aus. Immer wenn du denkst es geht nicht mehr…. „meine Güte, können die nicht wenigstens diesen Moderations-Stern weglassen?? Wie lange sollen wir hier denn noch so sitzen??“ In der Reihe über uns sitzt noch ein Grinch. Mein Hirn spielt „you never walk alone“.

Auftritt vom Märzkind war natürlich toll. Märzkind in bester Weihnachtsstimmung. Deswegen waren wir ja da. „Vielleicht können wir ja, wenn wir wieder wissen, wann Märzkind dran ist, im nächsten Jahr, einfach erst eine viertel Stunde vorher kommen“, schlägt Julikind auf dem Weg zum Auto vor. Ich bin ein bisschen gerührt.

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Es war als Veranstaltung geplant, wurde aber ein gemütliches Zusammensitzen. Ein schöner Nachmittag, angenehm adventlich, und das heißt was.

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Anscheind schläft niemand so richtig. Ich liege schon eine Stunde wach und man merkt dem Haus an, dass hier noch andere versuchen, niemanden zu stören. Dieser Vollmond wirkt riesig. Ein Super-Julmond, sagt das Internet. Jo, klingt so, als könnte man dabei nicht schlafen.

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Kalt ist es, auf einmal. Aber so richtig. Plötzlich fühlt es sich an, als könnte bald Weihnachten werden. Wir kratzen eine dicke Schicht Eis von der Flitschbimmel, der Autoinnenraum sieht aus, wie eine Eisköniginnenlandschaft. Das Christkind könnte mal eine Flasche Scheibenenteiser bringen, oder Katzenstreu für den Fussraum oder sowas.

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Leider noch keine Nachricht von den Fenstern, die in KW 45 eingebaut hätten werden sollen.

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Die erste Stunde sei ausgefallen, erzählt Maikind. Die vier, die heute morgen vor Verlassen des Hauses nicht auf den Vertretungsplan geguckt hatten und deswegen unnötig früh zum Unterricht erschienen sind haben sich aus Langeweile mal getestet. Ein Test hatte zwei Balken. Da haben sie alle erstmal doof geguckt und dann dem Klassenlehrer bescheid gesagt. Der hat einen zweiten Test ausgegeben. Wieder zwei Balken. Theoretisch hätte das Mädel bleiben dürfen, mit FFP2 aber, man hat sie gebeten, nach Hause zu fahren, und – natürlich nimmt man da Rücksicht, sagt Maikind und grinst. Drei positive in einer Woche. Der Lehrer, bei dem sie danach Unterricht gehabt hätten ist gerade Papa geworden, und wenn der jetzt Corona bekommen würde, dürfte er nicht ins Krankenhaus zu seiner Frau, da hat man natürlich auch Verständnis. Anzahl der stattgefundenen Unterrichtsstunden an diesem Tag: 1 Rekord. Ein trauriger, finde ich.

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Endlich, zum ersten Mal seit Wochen, sind alle aus dem Haus. Das ist die Gelegenheit, all die Päckchen, die ich immer nur angenommen und irgendwo hin versteckt habe zu öffnen, Inhalte zu sortieren und neu zu verpacken, weihnachtlich, mit Namen versehen, Bestimmungsorten zuzuordnen und wieder so zu verräumen, dass es so aussieht, als wäre nichts gewesen. Tadaa. „Kochst du noch garnicht?“, fragt das Kind, das zuerst nach Hause kommt. Nee, tatsächlich gerade nicht.

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Der Liebste fährt mit den Kindern ins Weihnachtsbaumgeschäft und gemeinsam finden sie den allerschönsten. Zum vierten Advent gibt es eine riesige Pute mit Knödeln und Rotkohl. Gut, dass wir sowieso keine Gans mögen. Da hat die Inflation derbe reingehauen, sagt der Liebste. Pute ist anscheind ein ganzjahres-Tier.

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Ferienvorfreude. Für echte weihnachts Vorfreude fehlt noch ein bisschen Ruhe. Die drei Tage schaffen wir noch.

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