Am Freitag vor dem Teil-Lockdown wird das Maikind spontan zu einer vorverlegten kleinen Geburtstagsfeier eingeladen. Das Märzkind trifft sich auch mit ein paar Leuten. Beide verlassen das Haus mit gemischten Gefühlen. Darf man das noch? Man darf, sage ich. Es sind erstens die gleichen Leute wie in der Schule und zweitens geht da auch um psychische Gesundheit – meine.
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Die Blätter sind fast alle abgefallen, aber irgendwas buntes ist doch noch, in der Hecke. Ach guck, der riesen Holz-Osterhase, ich dachte, den hat endlich einer geklaut, er war aber nur eingewachsen. Ich nehme die Heckenschere und befreie den Hasen. Das hat fast etwas symbolisches. Hingestellt habe ich ihn im März, ab da ist uns irgendwie alles über den Kopf gewachsen.
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Das Märzkind und ich müssen eine Wartezeit überbrücken und wollen der Oma-im-Städtchen etwas in den Briefkasten werfen, sollten wir Licht sehen auch klingeln und winken. Als wir vorfahren räumt sie gerade ihr Auto aus. Da sehen wir uns in echt und unterhalten uns eine Weile vor dem Haus. Das ist erst seltsam, aber eigentlich ganz schön. Nach einer Weile bittet sie uns rein. Das Märzkind und ich gucken uns etwas ratlos an. Damit hatten wir nicht gerechnet, weil diese Oma sich wirklich fürchtet, vorm Virus. Seit Februar ist sie die allermeiste Zeit allein. Wir geben zu, dass wir das lieber nicht möchten, weil diese Woche nun mal so ist wie sie ist. Die Oma meint, da hätten wir wohl recht, und irgendwie sind alle erleichtert. Wir, weil sie nicht sauer ist, und sie, weil wir nicht wollten – aber gekonnt hätten. Es ist kompliziert.
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In der halben Stunde, die wir vor dem Haus stehen fallen uns einige Autos mit Nummernschildern von weiter weg auf. Darin auffällig schick gekleidete Familien. Ein Hauch von „Weihnachten nache Omma hin – jetzt oder nie“ weht um die Häuser.
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Ein leicht zerbeultes Paket wird geliefert. Es erinnert mich daran: online Weihnachtsgeschenke bestellen, jetzt oder nie. Es kommt ja schon in normalen Zeiten zu abenteurlichen Zustellungen im Dezember.
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Gut, dass sich dieser Kollege des Liebsten Montag krank gemeldet hatte. Corona positiv. Man weiß aber woher, und der Rest ging schnell, die Schicht hat kein Problem.
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Zweimal habe ich diese Woche jemanden vor einer Klinik rausgelassen. Einer kam nach einer halben Stunde fröhlich wieder raus, der andere nicht.
Nachrichten von einem Terroranschlag in Wien und einer Präsidentenwahl, die mich immer wieder mit dem Kopf schütteln lässt.
19900 Neuinfektionen an einem Tag.
Einen Praktikumsplatz zu suchen in diesen Zeiten ist eine Herausforderung.
Schulen sind geöffnet, man wurschtelt sich so durch. Zur dritten Stunde fährt übrigens kein Bus, auch wenn der Schultag regulär da anfängt nicht.
Gibt es eigentlich mittlerweile einen Plan, für den Fall, dass aus Teil-Lockdown ein Lockdown wird, so mit Schule zu? Ein Kind wird über discord mit Unterricht versorgt werden, eins über Lanis, das andere sehen wir dann, wenn soweit ist.
Die Waschmaschine, sie will irgendwie nicht richtig, obwohl sie können müsste.
Ich hab den Apfelpflücker vergessen.
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Der Waschmaschinen-Kundendienst hat noch eine Idee, wie sich das Problem vielleicht lösen lässt. Ansonsten würden sie auch vorbeikommen, natürlich. Man könne den Leuten ja nicht sagen, melden Sie sich einfach, wenn Corona vorbei ist. Die Leute freuen sich über diese Infos.
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Zum Martinsumzug wären wir nicht gegangen, das ist ja was für Kleine, aber ein digitalisiertes Laternenfest feiern wir gern mit. Fünf Laternen sind soweit in Ordnung, dass man sie in die Fenster hängen kann. Ab morgen könnt ihr euch von der Straße aus daran erfreuen, heute gibt es noch technische Schwierigkeiten. Wir haben zwar ausreichend Beleuchtungseinheiten und Batterien, es passt nur nicht zusammen.





Stutenkerle backen wir dann einfach selber. 1kg Mehl, ein Würfel Hefe… nach so einer Woche kann man sich ruhig mal was gönnen.