Eigentlich Montag

Ich stubse das Maikind ein bißchen und wünsche leise einen guten Morgen. Ein Wuschelkopf kommt zwischen Decke und Kissen zum Vorschein und erkundigt sich nach der Uhrzeit. „Ist halb acht, hast noch Zeit“. „Aahh“ mit einem Grinsen dreht er sich um, “ das das mal jemand zu mir sagt, an einem Montag morgen“.

Gegen neun stehe ich in der Pausenhalle der Schule. Ein Lehrer mit einem Stapel Zetteln in der Hand begrüßt die Ankommenden freundlich. Die Bücher seien alle in die jeweiligen Klassenräume gebracht worden, die Räume seien auf. Er hakt ab, wer schon da war. Hilft Eltern, die ohne Kinder kommen.

Ein zierliches Mädchen mit riesiger Brille, im Arm einen beachtlichen Stapel Bücher kommt die Treppe runter. „Samma, brauchen wir auch Physik?“, fragt sie eine wartende Freundin. „Die haben gesagt alles, müsste doch alles da liegen“. „Nee, Physik war nicht dabei“. Sie überlegt sichtlich. „Guck besser nochmal“, rät die Freundin. Das Mädchen geht die Treppe wieder hoch. Am anderen Ende der Pausenhalle wird eine Tür aufgestoßen. Ein großer Mann mit Strubbelfrisur trägt ebenfalls einen riesen Stapel Bücher. Er eilt die Treppe hoch. Als er an uns vorbeikommt grüßt er mit einem zerstreuten Nicken. Ich vermute, es ist ein Physiklehrer.

Der Lehrer mit den vielen Zetteln kommt zurück, erkundigt sich, wie die Kinder denn jetzt genau wieder nach Hause kommen. „Wir hören voneinander und bleibt alle gesund.“

Im kleinen Edeka des Schulstandorts kaufen wir im Anschluss ein bisschen Obst und Gemüse. Eigentlich wollte ich auch noch einen Würfel Hefe, aber Hefe ist aus. Hefe war noch nie aus. In den kleinen Kartons fehlen selten mehr als 6 Würfel der oberen Reihe. Ich frage nach. Also, sie habe da jetzt gerade Kühlware bekommen sagt die Fachkraft und deutet auf einen isolierte Palette, könnte schon sein, das da was bei ist, wenn ich wohl 10 Minuten hätte. Nee, ach, sooo dringend ist es nicht, versichere ich, ich improvisiere einfach. Die Nachbarin von drei Häuser über uns bekommt das mit. Sie habe eventuell noch ein Tütchen Trockenhefe. Derzeit könne sie nicht garantieren, das das noch haltbar ist. Aber wenn, dann könne ich das gern haben.

Die großen verschwinden mit ihren Aufgaben, das Julikind geht mit spazieren. Auf einmal ist Frühling. Als hätte jemand den Schalter umgelegt. Wir sehen Schmetterlinge, Ameisen, Hummeln und sitzen einen Moment in der Sonne.

Es wird den ganzen Nachmittag geräumt, gewerkelt, geputzt. Wundersamerweise gehen Sachen voran, die ich schon als gegeben akzeptiert hatte. Juhu.

Bei der Abend-Hunde-Runde begegnen uns die Junggesellen von der Sonnenuntergangsbank. Zwei stehen links vom Weg einer rechts. Sie treten jeweils einen halben Schritt zurück, damit wir auf dem Weg bleiben können.“Zwei Meter sollen das schon sein“, prosten sie uns fröhlich zu.

Der Fernreisende ist wieder da und liegt im Krankenhaus. Irgendwas mit Nebenhöhlen, aber ähnliche Symptome… daher Einzelzimmer. Ab morgen dürfen keine Besucher mehr ins Krankenhaus. Er erkundigt sich nach unserem Heimunterricht und bietet eine Hotline an für Fragen rund um Physik, Chemie und technisches an.

Also, Stand heute, kann ich sagen, bei mir läuft’s.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..