Abgesagt

Es ist schon ein paar Wochen her, da bekam der Liebste Anweisungen vom Arbeitgeber. Der gesamte Betrieb gehöre ab jetzt zur kritischen Infrastruktur. Sollte er Kontakt mit Corona-infizierten gehabt haben, an sich selbst oder Familienmitgliedern Symptome bemerken, dann… wurden die mittlerweile bekannten Szenarien beschrieben. Es klang so gar nicht nach Panikmache und war genau deshalb ein bisschen unheimlich. Die Nachrichten habe ich ab da etwas aufmerksamer verfolgt.

Ich habe mich gewundert, dass Karneval nicht abgesagt wurde und war beruhigt. Dann gab es eigentlich jeden Tag neues aus Italien, dann aus Frankreich. Mir wurde etwas mulmig. Seitdem bestehe ich darauf, dass sich alle Kinder vor jeder Mahlzeit die Hände mit Seife waschen.

Ich habe ganz normal weiter eingekauft, stand aber öfter vor leeren Regalen. Im Verlauf der Woche begegnen mir verschiedene Supermärkte, statt einen Großeinkauf plus Kleinigkeiten bei Bäcker und Metzger waren es eben drei oder vier kleine Einkäufe. Je nachdem, wo ich Kinder zum Training gebracht habe. Klopapier war immer vergriffen. Kein Problem, wir haben da einen Vorrat. Der hielt allerdings auch nicht ewig. Das Märzkind und ich standen am Donnerstag wieder vor einem komplett leeren Regal und hatten gerade entschieden, dass wir dann nochmal woanders hin müssen. Es war ein seltsames Gefühl, wegen Klopapier in einen zweiten Laden?

Das war er, der Moment, in dem Corona für mich anfing: „Oh Mama, guck mal, da oben“ , voll Freude zeigte das Märzkind auf eine versteckte Reihe Klopapier. Zwischen einer Säule und einem fetten Werbeschild war das wohl übersehen worden. Es waren die kleinen Packungen, doppelte Lauflänge und keine Papphülsen, die sich auf der Fensterbank sammeln, das kauf ich eh am liebsten. Obwohl wir nur eine Packung brauchten, haben wir zwei gekauft. Ich hab es erst gemerkt, als das Mädel, das eine frische Palette Papier rangerollert hat in unseren Wagen guckte und dabei innerlich mit dem Kopf schüttelte. Glaube ich zumindest gesehen zu haben. Die zweite Packung steht jetzt bei mir im Kleiderschrank, so viel Platz ist im Bad ja gar nicht.

Der Freitag war unerwartet aufregend. Vormittags hatte ich im Radio von Schulschließungen gehört. Hessen war da noch nicht dabei. Das Julikind kam mit den Worten, der Ranzen sei sooo schwer die Tür rein. Sie habe alles dabei, falls nächste Woche keine Schule ist. Die beiden großen kamen in gedrückter Stimmung nach Hause. In der sechsten Stunde hatte jeder noch einen Zettel bekommen, wo drauf stand, dass die Schule sich entschlossen habe, alle außerschulischen Aktivitäten abzusagen. Wir haben uns gewundert, denn die Schule ist vergleichsweise klein. Ob man sich jetzt bei den Bundesjugendspielen oder in der Pausenhalle über den Weg läuft, macht doch eigentlich keinen Unterschied. Das Betriebspraktikum wurde abgesagt , der GirlsandBoysday, das Fussballtunier, die Bundesjugendspiele, die Klassenfahrt vom Maikind, zwei Tagesfahrten und ein Radioprojekt vom Julikind, und der Besuch der französischen Austauschschüler.

Es folgte ein ziemliches Gewusel, bis klar war, dass bis zu den Osterferien kein Unterricht mehr stattfindet. Der Ton in den Muttichats war sehr angenehm, was nun wirklich nicht selbstverständlich ist. Die Elternbeiräte und Klassenlehrer haben sich alle schnell und unaufgeregt gekümmert. Morgen holen die großen Kinder ihre Bücher und bekommen Arbeitsaufträge. Ich hoffe, ich behalte den Überblick, ehrlich gesagt graust es mir ein bisschen vor den Hypothenusen und so.

Mittlerweile wurde auch der Theaterabend, bei dem das Märzkind im Hintergrund mitgewirkt hätte abgesagt. Und alle Trainings.

Die Geburtstagsfeier lassen wir nicht ausfallen. Wir organisieren das so, dass die Hochbetagten und Vorerkrankten die Möglichkeit haben, den Schulkindern nicht zu begegnen.

Den Rest werden wir sehen. Es ist die Gelegenheit, den „zu erledigen“ Stapel in Angriff zu nehmen. Obwohl, das Wetter soll schön werden und der Wald hat noch geöffnet.

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