Hau ruck und zack

Manchmal läufts.

Mit zwei Tabletts voll Kaffee und Torte suchen wir uns einen freien Tisch im Cafe des Modehauses. Guter Filterkaffee, aus einer Pumpkanne hinterm Tresen für mich frisch gepresst. Nicht so ein erbärmliches Gesöff aus einer 20000 Euro Kaffeemaschine, die leider niemand bedienen kann.

Wir feiern die zwei vollen Einkaufstüten, die neben uns auf der Bank stehen.
Eigentlich wollte ich nur schauen, ob das Märzkind und die Patentante schon was gefunden haben. Im Mai ist Konfirmation und dafür wird ein ganz besonderes outfit gebraucht.

Siehe da, als ich ankam hatten sie tatsächlich was gefunden. Ein Knallerkleid. Damit war der Rahmen gesteckt und nichts in meinem Kleiderschrank ist auch nur annähernd festlich. Aber mit Beratung einer sehr netten Verkäuferin ist dieses Problem bereits gelöst.

Dass es mich erleichtert, zu wissen, was ich auf einer Feier in einem knappen halben Jahr anziehen werden, hätte ich gar nicht gedacht. Es fühlt sich immernoch so an, als hätten wir viel Zeit. Die Probleme der Konfirmationsmütter-Kolleginnen sind da schon viel konkreter, als meine.

„Wieso, was haben die denn?“ möchte die Patentante wissen.

Naja, eine hat zum Beispiel letzte Woche rausgefunden, dass das gebuchte Restaurant keine Rampe hat. Jetzt hat sie keine Ahnung, wie sie die Oma im Rollstuhl da reinbekommen soll.

„Hä, was soll das denn bitte für ein Problem sein? Da fassen zwei Leute vorne an, zwei hinten dann hauruckundzack-drin-isse-de-Omma“, meint die Patentante. Ich sehe das genauso, auch auf unserer Feier wird ein Rollstuhl über die Schwelle müssen.

Die Patentante grinst. “ Weißte noch? An deiner Konfirmation? Der Wasserrohrbruch?“ Oh ja, daran erinnere ich mich. Der wunderschön gedeckte Tisch, das „Kaffee/Torten/Schnittchenteam“ schon im Einsatz und auf einmal lief Wasser die Wand runter, aber so richtig. Der Oppa raus aus dem Sakko und mit der Rohrzange in den Keller. Dann aufgeregtes Gemurmel und hin und her im ganzen Haus, schließlich die spürbare Erleichterung, als der Oppa verkündete “ wenn einer auf`n Pott muss, das geht“.

Jede nimmt einen Bissen Kuchen und einen kurzen Moment gedenken wir dem Oppa. „Oder, weißte noch, wie die Omma den Kuchen aus dem Keller geholt hat und der Hund stand auf der Treppe? Das muss Brüderchens Konfirmation gewesen sein, oder?“ Ja, muss, aber ich erinnere mich nicht. „Na, die Omma kam mit der Torte die Kellertreppe hoch, sie hatte nicht bemerkt, dass der Hund ihr gefolgt war und hat sich natürlich erschreckt. Durch die dabei enstandene Erschütterung, ist die Torte von der Platte auf den Hund gerutscht. Der hat nur doof geguckt, sich einmal über die Nase geleckt, ist die Treppe hoch und hat sich auf dem Flur, unter der Garderobe kräftig geschüttelt. Darauf folgte ein Stimmungstief, kann man sagen.“ Wir lachen, aber: „Ich glaube, wenn sowas passiert, dann muss ich heulen“, gebe ich zu.

„Ach was“, sagt die Patentante, „so erinnert man sich wenigstens an was. Über perfekte Feiern redet doch kein Mensch mehr.“



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