Der Biergarten wurde schon im letzten Jahr leicht vergrößert, das hatte sich so ergeben, Altbauten entscheiden manchmal Sachen. In diesem Jahr wurden Bambus Windschutzmatten rund rum gebaut. Es gibt unterschiedlich große Tische unter riesigen Sonnenschirmen, die Bestuhlung ist nicht einheitlich.
„Habt ihr gut hingekriegt, sieht fast nach Strandbar aus“, sage ich zum Wirt.
„Och jo, findste?“ Der Wirt wirkt überrascht.
„Jo, schon. Also, wenn man mal vom Spießbraten-Bräter im Eingangsbereich absieht.“
„Weißte“, sagt der Wirt, „am wichtigsten ist, das man im Vorbeifahren nicht so ganz genau alles sieht, diesen Sommer.“
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Die Arme werden ausgebreitet, um das Märzkind zu knuddeln. Sie zögert, guckt mich fragend an. Das wird bemerkt und falsch verstanden. „Seid ihr empfindlich, oder was?“, es klingt fast etwas ruppig. Ich zucke mit einer Schulter, wir umarmen alle nacheinander die Risikogruppe.
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Nach einer Hunderunde in schwüler Hitze machen wir Halt bei den Großeltern. Da kann sich der Hund unter dem Gartenschlauch abkühlen, alle anderen, die daneben stehen, auch. Das Märzkind klingelt, die Oma öffnet und bleibt in der Tür stehen.
„Wie geht es Dir?“ Das Kind denkt, es sei eine Anspielung auf die Camper-müdigkeit und lacht. „Alles supi“. Die Oma meint es aber ganz im Ernst, sie darf dieses Virus einfach nicht kriegen. Punkt. „Kein Halskratzen, Fieber….?“ „Neee, natürlich nicht!“
„Also, wir waren in den letzten Tagen viel unter Leuten, die 1,5m können wir ruhig einhalten“, entscheide ich. Hier wurde eine zweite Bank für den Hof angeschafft. Wir sitzen auf der einen, die Großeltern auf der anderen.
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Bei der Omma im Garten wurde mit dem Aufsitzmäher über das Efeu gemäht, das da den Zugang zum Nebeneingang zuwuchert. Das hatte sie erst gar nicht gesehen. Hätte sie es gesehen gehabt, hätte sie dem Mähenden aber gleich gesagt wie sie das findet. Also, wirklich. Wie sieht das denn aus? Wenn einem jemand seit Jahren den Rasen mäht, kann man doch wohl erwarten, dass da ein bisschen sorgfältig gearbeitet wird. Jetzt ist da so eine Dreckecke. Es wird wohl den ganzen nächsten Vormittag dauern, da wieder so einigermaßen Struktur rein zu bekommen. Ach was, wenn man ehrlich ist, ist es wohl für immer verdorben. Man muss sich ernsthaft fragen, was der Mähende sich wohl dabei gedacht hat. Das wird sie auch tun, das kann ich aber ruhig glauben, sobald der aus dem Urlaub zurück ist, kriegt er was erzählt.
Und bis dahin muss ich es mir anscheind anhören.
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Zur Feierabendzeit liegen in der Selbstbedienungs-Brötchen-und-so-Theke des Supermarkts auffallend viele Donuts, mindestens vier verschiedene Farben, gefüllte und ungefüllte…
„Kann ich einen?“, fragt das Julikind.
„Ja. Einen.“
„Dann nehm ich für die anderen auch einen mit?“
Eine kurze Hochrechnung ergibt, das zu Hause noch fünf Kinder sind, und der Papa. So ein Donut kostet 90 Cent, und ist schnell weg gesnäckt.
„Nee, nimm dir einen und iß den gleich heimlich im Auto“, sage ich.
Als ich den Einkauf verstaut habe, ist der Donut schon angebissen und wird eine Weile hin und her gedreht. Dann tippt das Julikind irgendwas auf dem Handy und beißt wieder ab.
„Was machst Du?“, frage ich, nur aus Interesse.
„Hab den Donut fotografiert, für meinen Status.“
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In Berlin demonstrieren Impfgegener, Rechtsradikale, Chemtrail-Leute und werweißwer dafür, dass Deutschland auch eine richtige Corona-Welle bekommt, das wird man ja noch sagen dürfen.
Sicher darf man, das ist ja das geile an Demokratie. Man darf alles sagen, auch auf der Strasse und in Kameras.
Ich schäme mich für jeden einzelnen, der da so fröhlich auf alle Regeln pfeift. Hoffentlich sehen die Leute in Bergamo und NewYork und so diese Bilder nicht.
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„Braucht ihr eigentlich neue Sportschuhe?“
Sportschuhe, wofür? Die Kinder überlegen, ach so, ja, sicher, also wenn denn dann…lieber nochmal abwarten.
Ich bestelle uns einen WLan Router, der laut Beschreibung in der Lage ist, gutes Internet für mehrere Personen gleichzeitig zu produzieren.
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Ferienakademie:
Das Märzkind kann jetzt Kronkorkenverschlüsse mit Hilfe einer anderen Flasche oder einem Feuerzeug öffnen.
„Gütersloh“ bringt bei Stadt/Land/Einhorn leider nur läppische 5 Punkte.
„Beste Leben, Digga!“ heißt übersetzt „Alter, wie geil ist das denn?“
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Wegen sommerlichen Temperaturen drehen wir eine Hunderunde am späten Abend. Ich mag diesen Flugzeug freien Himmel und diese Sonnenuntergänge in HD. Da sieht man jetzt noch schemenhaft Berge hinter den Bergen. Richtig schön! Leider kein Foto