Am vierten Advent essen wir einen Vogel, das hatten wir schon im Sommerurlaub so verabredet. Der Liebste kocht seit den frühen Morgenstunden, mit Liebe, ein bisschen vielleicht zur Entspannung und mit Vorfreude. Schön ist das. Auch, weil ich nichts muss. Nach und nach tauchen die jungen Menschen auf und um 13 Uhr können wir essen. Hätten wir das als Uhrzeit geplant, es wäre nie im Leben so ausgekommen. Ein gemütliches Mittagessen und ab hier weihnachtet es dann wirklich. Früher gehörte zur Tradition ein gemeinsamer Spaziergang, heute haben sie aber alle noch was vor und das macht nichts. Der Liebste und ich verbringen den Sonntag nachmittag auf dem Sofa und gucken „leave the world behind“. Er sieht einen dystopischen Thriller und ich einen interesanten Gruselfilm. Das Terassenlicht geht an, es stehen Hirsche im Garten, Gruselmusik, das Licht geht wieder aus. Ich: „Alltaaaa, ich hoffe mir begegnen in nächster Zeit keine Hirsche im Wald.“ Er: „Hä? Wieso?“
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Wir bekommen einen Geschenkkorb, mit lieben Dankesworten, von einer Freundin des Julikinds und deren Mama, für etwas, das keine Mühe gemacht hat, aber offensichtlich eine Hilfe war. Alle freuen sich, weihnachtliche Umarmungen.
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So, vier Tage noch, da könnte man doch eigentlich mal einen Plan machen. Zeitverzögerte Kommunikation mit meiner Cousine. Sie richtet die andere Heiligabendverstaltung aus und an einer von beiden wird die Oma aus dem Städtchen teilnehmen, wobei sie auch alleine feiern könnte, wie sie mehrfach betont hat. Wir sind uns einig, dass das keine Option ist. Die Oma möchte einfach keine Umstände machen, niemandem, es ist kompliziert. Meine Cousine bietet eine Nachmittagsveranstaltung an und es wäre wirklich kein Problem, sagt sie. Auch hier wäre es kein Problem, allerdings, unter den diesjährigen Umständen, entscheide ich spontan, wäre es toll, wenn das so gehen könnte, nehme ihr Angebot an, und teile anschließend meiner Mudda mit, dass es jetzt so ist. Sie ist sehr erleichtert, denn sie könne ja schlecht Gäste zu mir einladen und wusste auch nicht recht… Ich schicke der Cousine noch eine Nachricht, lachende smileys auf allen Seiten. Eigentlich war es ganz einfach.
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Wenn fast alle bis zum letzten Tag arbeiten, passiert Heilig Abend nicht von alleine. Es gibt eine recht lange to-do-Liste, ungewohnt aber es funktioniert.
Ein angenehm weihnachtlicher Gottesdienst. Der Pfarrer bedankt sich am Ende, dass wir Heilig Abend in die Kirche gekommen sind und das ganze Jahr über Kirchensteuer gezahlt haben. Das ist neu, man wünscht fröhlich Frohe Weihnachten.
Es ist richtig, richtig kalt draußen. Auf den paar hundert Metern von der Kirche bis nach Hause friere ich mir fast die Ohren ab und wundere mich darüber.
Kartoffelsalat, „billige Brötchen“ mit verschiedenen Dipps, Pfefferbeißer, Mettbrötchen, Käseplatte, ein Pfirsichsahnetraum zum Nachtisch, dazu Marzipankartoffeln, Plätzchen, Gummielche und Marshmallow-Schneeflocken, Geschenke-Gewusel, Freude über gewünschtes und gute Überraschungen, eine Runde „was bin ich?“ endet um halb zwölf.

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Am ersten Feiertag sitzen wir in fast genau der gleichen Besetzung wie letztes Jahr am kleinen Tisch bei Schwiegermutter im Wohnzimmer – vor der Musik. Dieses Jahr ist Panflöte im Angebot. Ob man das nicht vielleicht ändern könnte, fragt die Schwägerin. Sicher, wenn sie sich traut, sagen die, die letztes Jahr auch hier gesessen haben. Sie steht auf und sichtet das Angebot an CD`s. Es dauert eine Weile. Vogelstimmen wären im Angebot. Wir schütteln mit dem Kopf, „haben wir versucht, letztes Mal, fällt auf“. „Nagut“ sagt sie und wechselt die CD. Die Teenager gucken leidend. „Gleich wirds besser“, „gleich rockt das, pass auf“, wird zum geflügelten Wort des nachmittags.
Bis zum Kaffeetrinken hab ich durchgehalten, aber zu Hause geht`s direkt aufs Sofa. Schnupfen des Todes, Kopf- und Gliederschmerzen. Alle für den zweiten Feiertag geplanten Besuche werden verschoben.
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Zwischen den Jahren ein Arbeitstag, der beeindruckt.
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Ein Besuch im Krankenhaus mit Märzkind zusammen. Nachdenklich gehen wir zurück zum Auto. Man kann nicht helfen. Ich bringe sie zum Bahnhof und fahre einkaufen, wie alle anderen auch, stelle ich auf dem Parkplatz fest.
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Heute abend Kleinigkeitenbuffet und Kartenspiele, wahrscheinlich. Tschüß 2025.
Alles Gute zum neuen Jahr!