Besinnlichkeits-basics

Der Drogeriemarkt wünscht eine „Fröhliche Vorweihnachtszeit“, die Kinder fahren freudestrahlend zu einer „Winterausstellung“ bis nach Kassel, auf den abendlichen Autofahrten fallen zunehmend Sterne in Fenstern und scheinbar hastig angebrachtes Lichtergedöns in Vorgärten auf. Die Adventszeit wurde um 2 Wochen verlängert, man kann es nicht mehr ignorieren. Ich verlege meine weiteren Einkäufe ins digitale und schaue einen Moment lang nicht hin. Dann war Totensonntag und – anscheind hatte man sich doch zurückgehalten, bis zum tatsächlichen Beginn der Adventszeit. Lichtermeer, Dekotipps, Rezeptideen und Besinnlichkeitserlebnis-Abgebote, alles eskalkiert, wohin man auch sieht oder hört der Aufruf, man möge es sich jetzt verdammt nochmal gemütlich machen! Zeitgleich werden so viele Klassenarbeiten geschrieben wie nur geht, das Schulhalbjahr ist nach den Weihnachtsferien ja quasi zu Ende. Es tun sich Sachen an Arbeitsplätzen, die bis nach Feierabend in den Köpfen bleiben, Termine lassen sich nicht mehr länger aufschieben, Dinge müssen besorgt und Abläufe geplant werden. Es ist grau und neblig und kalt. Bisher, besser als letztes Jahr

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Eigentlich wollte ich hauswirtschaftliches erledigen, bräuchte allerdings Strom dafür. Der kommt und geht gerade. Die Herren suchen einen Fehler. Ich arbeite statt dessen an analogen Weihnachtsvorbereitungen und lausche dabei der Geräuschkulisse, die von Raum zu Raum wandert „das kann nicht sein“, „ist aber so“, „dann müsste“, „hä?“, „verdammte scheiße“. Besser als jeder podcast.

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Ein Sonntagsessen mit allen. Man sieht sich garnicht mehr jeden Tag, stellen wir fest.

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Wir bekommen ein Geschenk mit adventlichem Hintergrund einfach so und freuen uns darüber. Es ist tatsächlich schon das zweite mal, dieses Jahr, dass sowas passiert. Ein Hauch von Weihnachtsmagie.

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Schwiegermutter bringt ein halbes Blech Kuchen vorbei und bleibt zum Abendessen. Das ist ungewöhnlich. Wir haben es nett und wundern uns später alle ein bisschen, ohne genau zu wissen worüber eigentlich.

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Der Liebste telefoniert in Sachen Baustelle, denn wenn sich Firmen nicht in angesagten Zeitfenstern melden, braucht man auf garnichts warten, soviel haben wir gelernt, in den letzen Monaten. „Man wird den Auftrag ab KW 50 terminieren“, sagt er. Moment. Das klingt schön, sagt aber rein garnichts aus. Frage: In welchem Zustand werden sich Küche und Wohnbereich am 23. Dezember konkret befinden? „Oh“, sagt er nur, und telefoniert noch mal. Am Ende des Tages stehen wir zu viert in der Küche und lauschen andächtig dem Spülmaschinengeräusch. Ein Fest. 6 Wochen ohne Spülen liegen vor uns. Danach dann allerdings, ach… erstmal ist jetzt.

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