Der Versuch, noch ein paar Sommerschnipsel einzufangen.
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Geburtstage haben wir gefeiert, drei Stück innerhalb von zwei Tagen, die Geburtstagskinder einigen sich routiniert auf einen Ablauf.
Einige Kaffeegäste der ersten Feier warten in den Autos vorm Gebäude. Die, die schon drin sind stehen am Fenster. Es regnet. Vor fünf Minuten war noch garnichts, jetzt Sintflut. Die zweite Party des Tages sollte in unserem Garten stattfinden. Alle Gäste im Haus zu platzieren wird ein Abenteuer, wegen der Wasserschadensituation, aber, „warten wirs erstmal ab, vielleicht geht es ja nachher wieder“, sagt der Liebste.
Drei Stunden später sind alle drei Gartentische voll besetzt mit fröhlichen Gästen. Es tropft noch ein wenig von den Bäumen, aber ansonsten, ein schöner Sommerabend. 35 Liter Regen in einer halben Stunde waren das, erzählt man sich, im Nachbarort sogar noch mehr. Es gab mal eine Zeit, früher, da hätte der Rest des Tages dann drin stattgefunden. Für einen Augenblick denkt man sich irgendwas mit Klima.
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Der enspannteste Hochbetagten-Geburtstag aller Zeiten. 6 Meter Frühstücksbuffet für 20 Leute. Jeder findet was, alle sind zufrieden, nette Gespräche.
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Besuch im Wildpark. Der Opa hat von den Kollegen einen Uhu bekommen, zur Pensionierung, den würden wir gern mal sehen, oder zumindest das Schild fotografieren. Tatsächlich sehen wir an dem Tag so wenig Tiere wie wohl noch nie, stellen wir am Ausgang fest. Macht nichts, am wichtigsten sind eh die Ziegen. Ein schöner Nachmittag. Auf dem Rückweg wieder Regen, der beeindruckt und Wellen auf dem Edersee, ohauaha.
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Julikind hat im Freibad ein tolles neues Spiel mit Freundinnen gespielt: „Tabu“. Tabu ist kein neues Spiel, das haben wir auf dem Dachboden, und könnten es spielen. Zu dritt geht das aber nicht. Man könnte jemanden einladen. Julikind greift zum Telefon. Eine Stunde später sitzen wir mit vier Erwachsenen und zwei Teenagern im Garten und wundern uns, wie einfach das war. Und so total spontane Treffen sind auch eine gute Gelegenheit Knabbergebäck-Fehlkäufe unter die Leute zu bringen. Bei Tabu muss man innerhalb einer bestimmten Zeit seinen Mitspielern so viele Begriffe wie möglich umschreiben. Dabei darf man bestimmte Worte nicht verwenden, sonst wird man angetrötet und die andere Mannschaft bekommt einen Punkt. Im Prinzip total einfach. In dieser neunziger-Jahre Version des Spiels gibt es allerdings Begriffe, die kann man 14-jährigen beim Besten Willen nicht erklären. CD-Rom zum Beispiel. Es hagelt Alterungsmomente.
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Oh. Da hängt ein Schild in der Einfahrt, in zwei Meter Höhe. Etwa so groß wie vier Seiten eines großen Zeichenblocks. Darauf steht ganz genau, wie dieses Parkplatz-Kassensystem arbeitet. Vom Auto aus hat man keine Chance das zu lesen, aber, jetzt, wo wir so hier stehen, wird uns klar, auf welche Vertragsbedingungen wir uns versehentlich eingelassen haben, als wir vor drei Tagen schon mal hier am See waren. Verdammt. Naja, nun ist es eben so. Wir suchen uns einen Platz auf der Liegewiese. „Vielleicht könnte man…“ sagt der Liebste eine halbe Stunde später ohne jeden Zusammenhang, springt auf und verschwindet murmelnd Richtung Parkplatz. Als er zurück kommt präsentiert er stolz eine Quittung über 37,58 Euro. Der scheiß Automat hatte tatsächlich unser Kennzeichen noch drin, von vor drei Tagen, warum er die Daten neulich nicht abrufen konnte bleibt ein Rätsel, aber, ist so auf jeden Fall billiger als die Höchstparkgebühr plus Fahrzeug-Halter-Ermittlungskosten und Rechnungsporto. Der Zettel hängt jetzt an der Pinnwand.
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Auf dem Heimweg vom Badesee kommen wir an den foodsharing Kisten vorbei und da ist tatsächlich noch einiges drin. Das, was da noch liegt, müsste allerdings alles heute noch gegessen werden… Macht nichts, ich hab Zeit. Zum Frühstück gibt´s Papaya-Mango-Maracuja-Marmelade, aus richtig reifen Früchten. Es ist ein schmaler Grat zwischen Dekadenz und Biotonne.
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Der Waldweg vor uns leicht nebelverhangen, einzelne Sonnenstrahlen fallen durch das dichte Blätterdach, könnte man alles genau so für Insta nehmen. Das Bild passt nicht zur Temperatur. Es ist zu warm. Mein T-Shirt klebt am Rücken, vom spazieren gehen, morgens um halb acht, im schattigsten Wald der Umgebung. Der Hund legt mir seinen Ball vor die Füsse. Punkt. Normalerweise fordert er dann unmissverständlich zum erneuten werfen auf. Jetzt bleibt er einfach stehen und guckt so, als ob ich irgendwas ändern könnte, an diesem Wetter.
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Die Straße, die von hier aus auf direktem Weg ins Städtchen führt, wird dann ab nächster Woche gesperrt sein, sagt das Schild. Bis vorraussichtlich 26.07.2025. Seufz. Man wird sich wohl gewöhnen.
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„Fachwerkbalken sind nicht Teil der Elementarschädenversicherung“. Die Information überrascht mich derart, dass ich meine folgende Frage recht schlicht formuliere „hä?“ Fachwerkbalken seien generell nicht versicherbar, sagt der Gutachter im Plauderton.
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Wir schleudern den letzen Honig der Saison. Es war eine gute Ernte. Sehr erfreulich, denn das hatte so ehrlich gesagt niemand erwartet.
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Maikind und ich stehen vor der frisch aufgebauten Produktinsel im Supermarkt und beratschlagen uns. Im Auto sind es ungefähr 60°C aber wir haben eine Kühltasche dabei. Darin könnte man durchaus auch schokoladenüberzogene Lebkuchen transportieren. Es spricht also nichts dagegen die Saison zu eröffnen. Wir packen unseren Einkaufkorb und nehmen mit: anderthalb Kilo Weintrauben, eine Wassermelone, einen Butternutkürbis und eine Packung SterneHerzenBrezeln. September also.