die beste Ansage

Das Freibad in dem wir uns befinden ist alles in allem wohl ungefähr so groß wie ein Fussballfeld und wirkt liebevoll gepflegt, soweit man das beurteilen kann, denn es ist rappelvoll. Auf der Liegewiese sind zwei Mannschaftszelte aufgebaut, darin jeweils zwei Biergarnituren, rund herum stehen Iglo-Zelte, zwischendrin einige Gästebett-Luftmatratzen, einfach so auf der Wiese, überall liegen gemischte Stapel aus Handtüchern und Campingzubehör. Man hat das Tor im Zaun geöffnet, auf dem Grundstück der benachbarten Kita sieht es genauso aus. Fröhliche Menschen jeden Alters grüßen sich herzlich, wenn sie sich vor den Duschen begegnen. Sonnengebräunte Tagesgäste übergeben an die Feierabendschwimmer. Es riecht nach Abend im Freibad, aber die Geräuschkulisse passt nicht, denn dieses Bad wird heute nicht schließen. Da wo normalerweise Eintritt kassiert wird steht ein Bierpilz, am Beckenrand eine Pommesbude, der Kiosk hat geöffnet und die Sauna ist auch in Betrieb.

Zu dritt sitzen wir auf einer Bank am Zaun, schauen schweigend den Leuten zu und fragen uns allmählich, ob wir hier überhaupt richtig sind. Es gibt keinen Meter freie Fläche, wo bitte sollen Chearleader auftreten? Dann tut sich was. Die Dorfjugend trägt den 12 Personen-Stehtisch ein paar Meter weiter, Kiosk-Sitzgarnituren werden bis ans Beckenrandgeländer gezogen. Ein sportlich aussehender älterer Herr macht sich durchs Mikrofon bemerkbar. Er begrüßt alle Anwesenden und scheint sich wirklich zu freuen, dass so viele da sind. Hier im Dorf-Freibad ist es ja immer schön, das verdankt man dem Manfred, wo isser denn? *Lautäußerung vom Bierpilz aus* – ah, der ist zum gemütlichen Teil übergegangen, es sei ihm gegönnt, der kümmmert sich nämlich mit seinem Team das ganze Jahr um Hecken und Grünflächen, *dankbare Lautäußerungen, Applaus/ Gemurmel vom gesamten Gelände* besonders herzlich begrüßen möchten wir auch die Inge, die sich mit ihrem Team um den Kiosk kümmert, da gibts ja immer gute Sachen, aber heute eben ganz besonders *Applaus, Gemurmel*, ein herzlicher Dank auch an die DLRG, die die ganze Zeit in Bereitschaft steht und heute Nachmittag leider schon zum Einsatz kam, toll übrigens, dass alle sich an die Parkplatz-Regeln gehalten haben, der Rettungswagen kam einfach so durch, und das war wirklich gut… will man lieber nicht drüber nachdenken, wie das sonst…. *Zuschauer nicken und murmeln*, besonderer Dank geht auch an die Stricher am Beckenrand, die teilweise die ganze Nacht im Einsatz sein werden, (gemeint sind die Menschen, die am anderen Beckenrand mit Klemmbrettern auf Plastikstühlen sitzen, um die geschwommen Bahnen den Startnummern der Teilnehmenden zuzuordnen und dokumtieren, dass wirklich 24 Stunden lang immer irgendwer Bahnen schwimmt – nur für denn Fall, dass sich sonst noch jemand gewundert hat ) und dann freuen wir uns natürlich, dass die Dorfjugend so zahlreich erschienen ist *Lautäußerungen vom 12 Personen-Stehtisch*, wir nähern uns dem ersten Höhepunkt der Veranstaltung: Die Chearleader vom Sportverein des Städtchens werden jetzt gleich auftreten, morgen vormittag gegen elf, folgt dann der nächste Höhepunkt, da tritt der Shantychor des Nachbarortes auf. Offizielles Ende mit Ehrungen dann morgen um 13 Uhr, Getränke wird es selbstverständlich die ganze Nacht hindurch geben und der nächste Saunaaufguss ist um 21 Uhr, mit Zitrone/Orange. Jetzt wünsche ich allen einen schönen Abend. *Applaus* Dann geschieht einen Moment lang gar nichts. Die Chearleader stehen in Formation bereit, gucken fragend Richtung Kiosk, eine gestikuliert… Jemand müsste mal Musik… „Hach! Ja. Da war doch… so n Schtick… hatte man ihr ja gesagt, sowas aber auch“ sagt eine Frau, die vielleicht die Inge ist. Dann beginnt die Show und das Publikum ist beeindruckt, einige hören sogar auf, zu schwimmen. Sowas hat man hier noch nicht gesehen. Ich sehe es ja öfter, aber, das eben war vielleicht die beste Ansage, die ich je gehört habe.

Nach dem Auftritt tragen wir Schwimm- und Picknicktaschen wieder ins Auto und fahren an den nahe gelegenen See. Im Auto fragen wir uns, wie wir denn eigentlich auf dieser Veranstaltung gelandet sind? Lauras Oma ist Vorstand im Freibad-Verein. Ach so.

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