( eine Geschichte aus dem Sommer 2022, denn dieses Jahr hält uns der Sommer beschäftigt )
Der Gast hatte mich nach Wanderwegen gefragt, dann haben wir uns verquatscht. Die Wäsche, die ich vorhin aufgehangen habe kann ich vielleicht direkt wieder mit rein nehmen, so brüllewarm, wie das heute ist, sagt er. Kurzer Check, nee, eine halbe Stunde fehlt noch, verrücktes Wetter…
Ahh, beim Stichwort verrücktes Wetter fällt ihm noch was ein, sagt der Gast. Er geht ja in letzter Zeit nachts spazieren, ist uns doch bestimmt aufgefallen… Nee. Also, wenn er von der Arbeit kommt ist er von der Hitze so hinüber, dass er quasi direkt nach dem Duschen einpennt. Wenn er ausgeschlafen hat, morgens um drei, kann man nicht viel machen, außer halt spazieren gehen. Ist richtig schönes Wetter dann, nicht zu warm, nicht zu kalt. „Aber – weißte was seltsam ist?“ Ich schüttle den Kopf. „Da… auf diesem Grundstück…. “ er gestikuliert, ich weiß bescheid „da steht immer jemand hinter der Hecke, egal, ob du da abends um elf lang gehts oder morgens um halb zwei“. „Ja, nee, ist klar“, sage ich und deute vielsagend auf seinen Aschenbecher „nee, nee, nee, davon kommt das nicht“, sagt er. „Neulich, bin ich so gegen eins los, da stand sie da. Als ich um halb drei zurück gekommen bin, immernoch – oder schon wieder, könnte natürlich auch sein, auf jeden Fall an genau der gleichen Stelle. Ich also auf die Person zugegangen, vor der Hecke stehen geblieben. Zurück geguckt. Die war eindeutig echt. Aber – keine Reaktion. Da hab ich sie gefragt, ob ich vielleicht irgendwie helfen kann, daraufhin hat sie sich wortlos umgedreht, ist ins Haus gegangen und hat die Tür abgeschlossen. Das. war. unheimlich.“ „Gute Gruselgeschichte“, sage ich lächelnd. „Nee, nee, nix Gruselgeschichte, ist ehrlich genau so passiert“. Ich erkundige mich, wie die Person denn ausgesehen habe. Der Gast gibt eine exakte Beschreibung des Hausbewohners, inklusive eines kleinen Details, dass man sich beim besten Willen nicht ausdenken könnte.
„Boarh-hoo“, sagt der Liebste, als ich ihm die Geschichte erzähle, „das merkste jetzt aber selber, oder?“
Jo, schon.
