So viel und so häufig haben wir seit der Kleinkinderzeit nicht mehr über Schlaf geredet, aus Gründen. Wir schlafen alle schlecht, seit längerem und jeder auf andere Art. Man bemüht sich, niemandem auf den Sack zu gehen, jeder räumt jedem Sachen hinterher, läuft Wege doppelt oder dreifach, weil der eigene Kram dabei vergessen wurde. Insgesamt erinnert dieser Zustand an was. Vielleicht ist das noch Rest-Corona?
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Ein Aufbackbrötchen vom Discounter, die Backzeit wurde offensichtlich auf das Minimum reduziert. Es ist aufgeschnitten, aber nicht erkennbar belegt. Aus Neugier hebe ich den Deckel an, sehe zwei hauchzarte Scheiben Mortadella auf einer dünnen Schicht Streichfett und seufze leise. Man hätte so viele Brötchen schmieren dürfen wie man will, sagt Julikind, aber eins musste jeder. Da hat der Klassenlehrer drauf bestanden, sonst hätte sie gar keins eingepackt, weil „is eklig, ne?“ Jo. Aber ich esse das jetzt trotzdem.
Nominiert für das unterwältigendste Gastro-Erlebnis in der Kategorie Preis/Leistung ist damit…Trommelwirbel… dieses Lunchpaket, bestehend aus einem halben Liter Wasser in Plastikmehrwegflasche, einem selbstgeschmiertes Brötchen und einem Großhandels-Müsliriegel zum Preis von 8 Euro.
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Julikind hat am letzten Schultag Geburtstag. Kaffeetrinken gibt es bei der Oma auf dem Hof. Sie teilen sich einen Geburtstag. Einige Gäste kommen etwas später und wundern sich, dass wir so draußen sitzen, wo sie herkommen ist Hagel und Sturm. Wir haben die Wolken vorbei ziehen sehen, aber sonst war nichts.
Abendessen gibt es bei uns. Nudeln wurden gewünscht, und das passt gut, denn zum draußen sitzen ist es abends tatsächlich zu frisch. Julikind freut sich ehrlich über alle Geschenke. Die Gäste sind ein bisschen erleichtert, geben sie zu. Dieses Jahr hatte niemand so richtig eine Idee, was Julikind eigentlich gerade gerne mag, noch nicht mal sie selber. Am meisten freut sie sich über einen besonderen Gast. Das Baby der Patentante ist gerade mal zwei Wochen alt. Julikind verliebt sich sofort.
Zeugnisse machen die Runde. Schwiegermutter murmelt und schüttelt dann staunend den Kopf. Leider habe sie garnicht genug Bargeld dabei, um ihre Freude in den für diese Noten üblichen Beträgen Ausdruck zu verleihen. Kann man stolz sein. Vor allem, wenn man über Wochen immer nur das Drama und das „durchkommen, einfach nur durchkommen….“- Mantra am Küchentisch und mit was ganz anderem gerechnet hatte. Ich freue mich, dass dieses Schuljahr endlich geschafft ist!
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Auf zwei Partys an einem Tag folgt einer auf dem Sofa. Niemand will irgendwas. Auch mal schön.
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Wir feiern den 91. Geburtstag von der Omma. Hochbetagten Partys sind was Schönes, aber auch ein bisschen anstrengend. Selbst wenn man „nur“ Gast ist. Unauffällig tausche ich einen Blick mit der Mudda, ab morgen wirds leichter.
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Die Zahnarztpraxis ruft an, man hat die Termine der Kinder hintereinander legen müssen, parallel geht nicht, leider sei jemand krank geworden, ich möge bitte statt 45 Minuten anderthalb Stunden Zeit einplanen, nur dass ich bescheid weiß. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Man bietet mir an, einen oder beide Termine zu verschieben. Nee, aber danke. Ich gebe die Kinder ab und fahre einkaufen. Nach einer halben Stunde ruft Maikind an. Da sei nur ein Termin gebucht gewesen, war aber nicht schlimm, denn der war für Kleinkinder kalkuliert. Die Prohylaxefrau hat gesagt, das, was der Arzt da gemacht haben wollte ist eigentlich jenseits der Grundschule gar nicht mehr nötig, und wo sie denn jetzt hinkommen sollen? Man fragt sich verschiedenes. Aber, das Witzige ist, hätte jeder einzelne kommentarlos Dienst nach Vorschrift gemacht, es hätte von aussen gewirkt wie Kompetenz, stellt Maikind fest. Stimmt.
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Ein Starkregen-Ereignis. Der Liebste und ich gucken aus dem Fenster und beobachten, kann man ja nicht nachstellen, sowas. Sieht alles supergut aus. Regenmengen bis 30 Liter pro Stunde können wir jetzt entspannt sehen. Da läuft nix mehr in den Keller. Dank an den Steinmetz.
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Die erste Ferienwoche regnet es, durchgehend und ergiebig. Entspannend, man muss garnichts.
In der zweiten Woche kommen die Blagen das erste Mal aus ihren Zimmern, ohne dass vorher jemand „essen“ gerufen hat. Abends um halb 8 machen wir das Licht im Esszimmer an, weil es ohne zu dunkel wäre und spielen endlich mal dieses Gesellschaftsspiel, dass wir damals, vor dem ersten Lockdown in der Annahme, es könne langweilig werden, gekauft hatten.
Regen prasselt ans Fenster, der Liebste und ich sitzen mit Wolldecke über den Füßen und Bier in der Hand auf dem Sofa. Gemütlich. Kurz fragen wir uns, ob wir uns vielleicht selber peinlich sind. Aber nee, passt schon. Waaaackeeeen!!
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Ich hole mir eine zweite Decke vom Dachboden, ist sonst zu kalt nachts. Jemand hat die ersten Sendetermine für „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ im Status. Märzkind gesteht kleinlaut, gestern abend den ersten Weihnachtsfilm geguckt zu haben. Ach, soll sie ruhig, sage ich. Wir arbeiten die Jahreszeiten einfach so ab wie sie kommen. Vielleicht können wir an Heilig Abend irgendwo ein Tretboot mieten.
Hallo? Sommerferien?