Alltag, sommerlich KW 22/2023

Wieviel Regelmäßigkeit in einem Vierschicht-System steckt, fällt einem auch erst auf, wenn es zum Fünfschicht-System wird. Das kann sich ganz schnell wieder ändern, in jede Richtung, aber für den Moment, ist es gut. Der Liebste hat Freizeit im Sinne von freie Zeit, in der er wach ist, in einem vorher bekannten Zeitraum. Das schafft Möglichkeiten.

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Ich wollte nur was auf den Dachboden bringen – Saisonwechsel – aber, kurz drüber nachgedacht, ja, es könnte sein, dass der Moment gekommen ist. Ich nehme einen Karton und zwei Einkaufstaschen voller Kabelsalat mit nach unten und kippe alles auf dem Esstisch aus. „Ach du scheiße, wo kommt das denn alles her?“, möchte Maikind wissen. Dachboden, was davon kann denn weg? Ich sehe nur meterweise Chaos, aber die Herren haben Spaß. Eine Stunde später ist ein kleiner Karton voll mit, Schrott darf man nicht sagen, weil funktionieren tut das schon noch, sagt Maikind, es kann sich nur niemand mehr erinnern zu welchen Geräten es gehört, elektronischem Zubehör also, `which has outlived it`s usefullness`. Sämtliche Steckdosen im Esszimmer sind belegt. Im weiteren Tagesverlauf finden wir Fotos, Musik, digitale Bücher…

So ein Fotoapparat ist eigentlich eine richtig gute Idee, aufm Handy guckt man ja immer Sachen, so macht man ein Bild und ist fertig, vielleicht nimmt er einen mit auf Klasenfahrt, sagt Maikind. Maikind ist im gleichen Jahr auf die Welt gekommen wie smartphones.

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Ein sonniger Sonntag mittag am Gartentisch. Wir unterhalten uns nett über das Wetter, die Grünflächen- Pflege und plötzlich hat der Gast eine Frage: Wann will ich denn eigentlich mal wieder was arbeiten? „Hä?“, sagt das mit am Tisch sitzende Kind, „die arbeitet doch den ganzen Tag.“ „Ja, nee, klar“, sagt der Gast, das meinte er nicht. Ich ahne was kommt. „richtige Arbeit, meine ich“. Autsch. „Tja, die Kinder gehen ja demnächst arbeiten, da war mein Plan ehrlich gesagt Dusche und Steckdosen auf Münzbetrieb umzustellen“, antworte ich, in der Hoffnung, dass der Gast es vielleicht selber merkt, aber so leicht lässt er sich nicht abwimmeln. Die Kinder seien ja nun groß und ganz ehrlich so könne das doch nicht weitergehen, also wann? denn? nun? „Vor drei Jahren. Dann kam es vorrübergehend zu Besonderheiten im Bereich öffentliche Infrastruktur und Gesundheit, dann war jetzt…“ „Ach, alles Ausreden“, sagt er und im Übrigen sei ich schon auch ein bisschen selber schuld, wenn die Kinder nicht selbstständig…. Es fühlt sich so an, als würde ein flauschiger kleiner Alte-Tanten-Hund quietschig kleffend hinterm Zaun auf und ab laufen. Ich schweige, denke allerdings verschiedenes dabei.

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Das herrliche Sommerwetter hat eine Schattenseite. Ich lege Allergietabletten in das Körbchen mit Sachen, die man eventuell brauchen könnte auf der Gästetoilette und bügele Taschentücher, viele die Stofftaschentücher, die hier intern verwendet werden, wegen Nasenfreundlichkeit und Weltrettung

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Eine Elterntaxifahrt bis zwei Orte weiter mit einer Stunde Aufenthalt, ich nehme den Hund mit. Auf der Weiterfahrt ins Feld springt der Hund freudig gegen die Scheibe, und da erkenne ich es auch. Eine Mutterkollegin hatte die gleiche Idee und sie hat einen von seinen Lieblingshunden dabei. Ich nutze die nächste Parkmöglichkeit und wir gehen gemeinsam.

Beim Postauto sind beide Fenster runtergelassen, es ist Sommer heute. Das Auto hält neben uns. „Was macht ihr denn hier?“, erkundigt sich der Fahrer. Konfirmandenstunde, wir haben Wartezeit. „Ah so“, er dachte nur, weil hier gehören wir ja nicht hin. „Stimmt, ist nett, dass er fragt“, sagen wir, „wenn wir verloren gewesen wären…“ „jooo, dann hätte er gleich beim M bescheid gegeben“, sagt er und grinst, „sehr aufmerksam, schönen Dank auch“, man kennt sich hier. M ist der Betreiber des nahegelegenen Seniorenheims.

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Die Vertretunsplan-App wurde gehäckt. Nichts geht mehr. Julikind steht vorm Tablet und ist ratlos. Woher soll man denn jetzt wissen, wann der Unterricht anfängt? Äh – garnicht, du hast einen Stundenplan, wir tun jetzt mal so, als würde der gelten. Damals, als ich jung war…

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Ein sehr angenehmer Konfirmanden-Elternabend. Innerhalb von nur einer Stunde erfahren, wie es dieses Jahr laufen wird und in freundlicher Atmosphäre Konfirmationstermine verteilt. Das war leicht, wir wundern uns im Rausgehen ein bisschen.

Mit dem Liebsten mal so ganz grob eine Gästeliste geschrieben. Es sind scheinbar weniger Leute als damals bei Märzkind, das kann eigentlich nicht, oder doch, ach, man weiß es nicht. Der Liebste bucht den Saal.

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Der Edersee ist so voll, dass die nächste Badestelle in einer viertel Stunde erreichbar ist. Das Wasser ist uuuuaaaarschkalt, seehr kalt, kalt, ganz wunderbar, wenn man erstmal drin ist.

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